Auf rund 150 Expeditionen fotografierte der Freiburger Michel Roggo in Seen und Flüssen auf allen Kontinenten: von knallroten Lachsen im kanadischen Adams River über einen schläfrigen Bären im russischen Kurilensee bis zum Nilkrokodil am Grunde des Okavango in Afrika.
«Ich weiss selten, was mich unter Wasser erwartet, und lasse mich gerne überraschen», sagt Roggo. Gewässer seien sehr vielfältig. «Wenn ich zehnmal denselben Ort besuche, sehe ich achtmal etwas Neues.»
Während Corona fotografierte der Freiburger vermehrt in Schweizer Gewässern und entdeckte in dieser Zeit im Jaunbach bei Saanen BE eine goldgelbe Algenlandschaft, die exakt wie ein Korallenriff aussah. «Ich bin fast tot umgefallen», erinnert er sich.
Damals habe er sich gesagt: Hör auf mit dem Amazonas, bleib lieber hier. Es sei doch paradox: «Wir kennen die Korallenriffe aus dem Fernsehen, aber wie es in den Gewässern vor der eigenen Haustür aussieht, wissen wir nicht.»
Fette Karpfen und verliebte Erdkröten
Seither fotografiert Roggo vorwiegend in der Schweiz – am liebsten in Flüssen mit einem natürlichen Lauf, wo die Landschaft wild ist. Denn dort entdeckt er das Leben: krabbelnde Insekten, fette Karpfen, verliebte Erdkröten oder emsige Biber. Motive, die erst beim näheren Hinschauen sichtbar werden.
Zuletzt fotografierte Roggo im Auftrag des Renaturierungsfonds des Kantons Bern meist in renaturierten Gewässern. Von kleinsten Bächlein des Oberlands mit wogenden Pflanzenfeldern bis hin zur trägen Aare im Seeland mit dichten Unterwasserdschungeln.
Lange Zeit fotografierte Michel Roggo vor allem mit Fernsteuerung vom Ufer aus. Vor zehn Jahren lernte er noch tauchen und schnorcheln. Und das will der 72-Jährige auch weiter tun – sofern es mit dem Druckausgleich klappt.