Bessere Strassen heisst mehr Verkehr: So die Gleichung der Gegner eines zweiten Gotthard-Strassentunnels. «Verkehr ist wie Wasser, dort wo er den geringsten Widerstand hat, bricht er durch», sagt der Luzerner CVP-Ständerat Konrad Graber.
Der neue Tunnel werde attraktiver und die Fahrt flüssiger. Man hätte keine Autos mehr, die einem entgegenkommen. Es gäbe einen Pannenstreifen und damit keine Staus mehr wegen kleinerer Pannen im Tunnel. Und: Bei einem schweren Unfall oder gar einem Tunnelbrand könnten die Autos im Gegenverkehr durch die unversehrte Röhre geleitet werden.
Auf dieses Argument reagiert Ständerat Filippo Lombardi mit Sarkasmus: «Dann bitte ich die Gegner, einmal im Monat einen Brand zu organisieren, um die Kapazität zu senken. Ist das die Lösung?»
Der Gotthard spaltet die CVP
Lombardi und Graber sind beide in der CVP, aber in der Gotthardfrage haben sie das Heu nicht auf der gleichen Bühne. Lombardi sagt, entscheidend sei alleine die Fläche, die für die Autos im Tunnel zur Verfügung stehe – und die bleibe beim einspurigen Betrieb gleich. Die Anzahl der Staustunden und der Unfälle spiele keine Rolle.
Genauere Untersuchungen zur Frage, ob die Kapazität am Gotthard mit zwei einspurig betriebenen Tunnels allenfalls erweitert würde, gibt es beim zuständigen Bundesamt für Strassen nicht. Aber man geht nicht davon aus.
Die Gegner sind allerdings überzeugt: Nimmt der Verkehr am Gotthard weiterhin kontinuierlich zu, komme der Tag, an dem alle Spuren geöffnet werden.
Wer soll dann noch dagegen sein?
So einfach gehe das nicht, entgegnet Lombardi: «Die Verfassung sagt, die Kapazität darf nicht erhöht werden.» Graber stimmt zwar zu, dass das Volk darüber entscheiden müsste. Nur: «Der Tunnel ist dann gebaut und finanziert. Und ich frage mich: Wer soll dann noch dagegen sein?»
Dafür müssten die nächsten Generationen die Verantwortung übernehmen, sagt dazu Lombardi. Jetzt gehe es um die Sicherheit und um die Tunnelsanierung ohne dreijährigen Unterbruch.