Das Entlebuch liegt im Westen des Kantons Luzern – im «wilden Westen», wie die Entlebucherinnen und Entlebucher ihre Region selbst gerne bezeichnen. Im Entlebuch, da ticken die Menschen ein bisschen anders als im übrigen Kanton. Und sie haben eine «wilde» Natur. Fast die Hälfte des Entlebuchs besteht aus Moorlandschaft – es sind die grössten Moorvorkommen der Schweiz.
Die Geschichte des Biosphärenreservats Entlebuch beginnt mit einem Volksentscheid. Am 6. Dezember 1987 stimmte das Schweizer Stimmvolk für die «Rothenthurm-Initiative» und damit für den Schutz der heimischen Moorlandschaften. Für das Entlebuch hiess das: Nach Annahme der Rothenturm-Initiative war plötzlich ein grosser Teil des Entlebuchs geschütztes Gebiet. Theo Schnider, Direktor der Biosphäre Entlebuch, erinnert sich an die schwierige Situation. «Das Entlebuch war damals das Armenhaus der Region, die Angebote waren nicht mehr am Puls der Zeit.» Die Rothenthurm-Initiative habe die Entwicklung zusätzlich erschwert und «so mussten wir uns etwas einfallen lassen».
An einer Versammlung wurde ich gefragt, ob man im Entlebuch künftig nur noch Rüebli essen dürfe.
Schniders Idee war es dann, aus der Not eine Tugend zu machen. Konkret: Den verstärkten Moorschutz als Chance zu nutzen für die strukturschwache Region. Dazu gründete Schnider zuerst ein «Moorkompetenzzentrum» und dann, nach unzähligen Gesprächen und Verhandlungen, das «Biosphärenreservat Entlebuch».
Unter diesem Label vereinte das Entlebuch künftig die Moorlandschaft, die regionalen Produkte und die touristischen Angebote. Im September 2001 erhielt das Entlebuch als erste Biosphäre der Schweiz eine offizielle Zertifizierung der Unesco. Seitdem verpflichtet sich die Region nun auch offiziell für eine nachhaltige Entwicklung, bei welcher der Erhalt einer vielfältigen Natur und Kultur und einer innovativen Regionalwirtschaft im Vordergrund ihres Tuns stehen.
Bis es so weit war, musste Theo Schnider viel Überzeugungsarbeit leisten. Bei den Bauern, bei den Jägern, aber auch bei den Touristikern war eine Abneigung zu spüren. «Sie befürchteten durch die Biosphäre noch mehr Schutz und Vorschriften. An einer Versammlung wurde ich gefragt, ob man im Entlebuch künftig nur noch Rüebli essen dürfe», erinnert sich Schnider.
Bekannt in der ganzen Schweiz
Die Akzeptanz bei der Bevölkerung kam dann aber relativ schnell mit den ersten Erfolgen. Peter Hofstetter, der Entlebucher Schafmilch anbietet, war damals einer der Kritiker. Heute ist er zufrieden: «Die Biosphäre hat sich gut entwickelt, die Vermarktung unter einem gemeinsamen Label funktioniert und es gibt mehr sanften Tourismus in der Region.»
Einige Zahlen zeigen den Erfolg: Heute produzieren 50 verschiedene Produzenten insgesamt 500 verschiedene Biosphäre-Produkte. 80 davon sind beim Grossverteiler Coop erhältlich. Die jährliche Tourismus-Wertschöpfung stieg um 5.5 Millionen Franken. Das Entlebuch ist bekannt: Rund 800 Medienartikel erscheinen pro Jahr zur Unesco Biosphäre Entlebuch.