- Am Samstag fand in der Stadt Zürich zum 30. Mal die Street Parade statt.
- Laut den Organisatoren nahmen etwa 920'000 Menschen daran teil.
- Darunter war auch prominenter Besuch: Bundespräsident Alain Berset feierte auf einem Lovemobile mit.
- Laut der Polizei verlief der Umzug grösstenteils friedlich.
Pünktlich zum Start der Technoparade um 14 Uhr hörte es auf zu regnen, und die Sonne kam wieder hervor. Rund 30 Lovemobiles fuhren ab dann langsam um das Zürcher Seebecken. In teils schrillen oder knappen Outfits tanzten die Menschen ausgelassen zu den wummernden Bässen.
Unter das Partyvolk mischte sich mit Alain Berset auch erstmals ein Bundesratsmitglied. «Ich mag die Musik sehr. Ich kenne die elektronische Musik – einen Teil mindestens», sagte der Bundespräsident.
Mit dem Besuch wolle er die Street Parade würdigen. «Es ist der grösste kulturelle Anlass der Schweiz. Fast eine Million Personen sind hier, die friedlich feiern.»
Bevor er auf einem der Lovemobiles tanzte, hatte der Kulturminister die Köpfe hinter dem Technoumzug getroffen. Ausserdem liess er sich das Sicherheitsdispositiv erklären. «Es ist extrem professionell organisiert», lobte Berset die Veranstalter. Er wünscht der Street Parade für die Zukunft ein «langes Leben».
Weil der Andrang an der rund zwei Kilometer langen Umzugsroute zu gross war, mussten am Nachmittag die Feiernden vorübergehend umgeleitet werden. Die Route wurde vorab weiträumig für den Verkehr gesperrt, und auch der öffentliche Verkehr in der Stadt Zürich war stark eingeschränkt.
Auf den Lovemobiles und den acht Bühnen wurde schliesslich bis Mitternacht Musik gespielt. Danach ging es an dutzenden Partys in den Zürcher Clubs weiter.
Die Zürcher Sicherheits- und Rettungskräfte standen im Grosseinsatz. Wie die Stadtpolizei am Sonntag mitteilte, nahm sie 41 Personen wegen verschiedener Delikte fest, 35 Männer und sechs Frauen. Die Festnahmen erfolgten unter anderem wegen Raubs, Körperverletzung, Drohung, Gewalt und Drohung gegen Beamte, Diebstahls oder Drogenhandels. Viele Personen erstatteten Diebstahlanzeige, etwa weil ihnen Unbekannte Schmuck entrissen hatten. Grösstenteils verlief der Anlass aus Sicht der Polizei friedlich.
615 Personen mussten laut Schutz und Rettung Zürich verarztet werden, meist wegen Schnittverletzungen und Schürfungen sowie Alkohol- oder Betäubungsmittelmissbrauch. Die Zahlen bewegen sich im Rahmen des Vorjahrs.
42 Personen wurden ins Spital eingewiesen. Die Rettungsdienste verzeichneten sechs Schwerverletzte. So stürzte etwa ein 18-Jähriger von einer Plattform eines Clubs rund fünf Meter auf den Boden einer Bar im Erdgeschoss. Er wurde in kritischem Zustand ins Spital gebracht.
Bewegte Geschichte der Tanzdemo
Während den Anfängen war die Street Parade wesentlich kleiner. Bei der ersten Ausgabe 1992 nahmen rund 1000 Personen teil. Sie demonstrierten feiernd für Liebe, Friede, Freiheit, Grosszügigkeit und Toleranz. Initiiert wurde der Anlass vom damaligen Mathematikstudenten Marek Krynski.
Im Folgejahr waren es bereits Zehntausend. Das missfiel dem damaligen Polizeivorsteher Robert Neukomm. «Diese Veranstaltung ist schlicht zu gross für die Innenstadt von Zürich. Dem muss man mehr Rechnung tragen», sagte er damals.
Die Regierung sprach 1994 ein Verbot für die Street Parade aus und verhalf ihr damit ungewollt zu noch mehr Erfolg. Die Entrüstung war enorm. Schliesslich tanzten mehr als 30'000 Menschen durch Zürich – rund 590'000 weniger als dieses Jahr.