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300 Jahre Casanova Aus den Memoiren: Casanova verlor sein Herz an eine Solothurnerin

In seinen Memoiren beschreibt Casanova die Liebe zu einer Solothurnerin. Das Problem: Sie war verheiratet.

Liebhaber und Frauenheld, Reisender und Schriftsteller: Giacomo Casanova ist auch nach 300 Jahren ein Begriff und steht für Abenteuerlust und Romantik. 116 Affären soll der Adlige aus Venedig gehabt haben. «Vater aller Playboys» nannte ihn kürzlich eine Zeitung.

Gemälde eines Mannes.
Legende: Casanova im Alter von rund 50 Jahren. Portrait etwa aus dem Jahr 1674 nach einem Gemälde von Alessandro Longhi oder Anton Graff. Wikimedia Commons / CC0

Einige seiner Methoden, Frauen zu sexuellen Handlungen zu bringen, wären heute unannehmbar. So soll Casanova unter anderem Minderjährige «verführt» und Frauen zu sexuellen Handlungen genötigt haben. Die Voraussetzungen waren im 18. Jahrhundert allerdings anders.

Der Ruf Casanovas als Schürzenjäger ist vor allem seinen Memoiren unter dem Titel «Histoire de ma vie» geschuldet. Das Werk bietet aber auch Einblicke in den Alltag seiner Zeit. Es ist mehr als eine Auflistung seiner sexuellen Leistungen und erotischen Abenteuer.

Er gibt das Mönchsein auf

Casanova wurde am 2. April 1726 in Venedig geboren. Nach Reisen durch halb Europa landete er 1760 in der Eidgenossenschaft. Dies mit der Absicht, ins Kloster Einsiedeln einzutreten. Während eines Aufenthaltes in Zürich warf er beim Blick aus dem Fenster aber ein Auge auf eine junge Frau.

Es war eine junge Brünette mit schön geschnittenen, grossen Augen, über denen sich schön geschwungene Brauen wölbten.
Autor: Memoiren Giacomo Casanova

Casanova gab den Plan auf, Mönch zu werden. Schnell war klar: Die junge Brünette wohnt in Solothurn. Sofort brach er auf und reiste laut eigenen Aufzeichnungen mit der Kutsche über Baden, Luzern und Freiburg nach Solothurn.

Hotel in Altstadt.
Legende: In der Krone – oder nobler in der Couronne – nächtigte Casanova während seiner Zeit in Solothurn. Das Hotel ist mit über 500 Jahren eines der ältesten Gasthäuser der Schweiz. SRF

Dort soll Casanova im Hotel Couronne übernachtet haben. Und in der Stadt fand er seine Angebetete. Ihren Namen nennt Casanova in seinen Memoiren nicht. Er schreibt von ihr als «Frau von ***». Laut Historikern könnte es sich um Maria Anna Ludovika von Roll handeln – die Frau eines älteren Adligen.

Casanova wagt erste Annäherungsversuche

Die Ehe stellte für den Frauenhelden kein Hindernis dar. Bei einer Kutschenfahrt kam es zum ersten Kuss.

Eine halbe Stunde flog wie eine Minute dahin, aber wir verloren sie nicht mit nichtigen Komplimenten.
Autor: Memoiren Giacomo Casanova

Trotz der Annäherung und amourösen Gefühlen auf beiden Seiten: Casanova verguckte sich wenig später auch in die schöne Haushälterin seines gemieteten Landhauses in der Nähe von Solothurn. Dies fiel auch seiner anderen Flamme auf. Casanova versicherte aber der «jungen Brünette», dass er mit keiner anderen etwas am Laufen habe.

Nein! Ich schwöre es Ihnen! Ich kann nur Sie lieben.
Autor: Memoiren Giacomo Casanova

Casanova buhlte weiter um seine «Solothurnerin». Und als sie mit ihrem Ehemann im Landhaus zu Besuch war und dort übernachtete, schlich er heimlich zu ihr ins Zimmer und verbrachte im Dunkeln zwei lustvolle Stunden mit ihr.

Das dachte Casanova zumindest. Erst am nächsten Morgen bemerkte er: Im Dunkeln hatte er sich nicht mit der hübschen Ehefrau vergnügt, sondern mit einer «abscheulichen Witwe», die ihn hereingelegt hatte. Seine Angebetete hatte die ganze Nacht im Zimmer nebenan auf ihn gewartet.

Person geht durch Türe.
Legende: Casanova als Tourismusmagnet: Solothurn Tourismus bietet Führungen unter dem Motto «Casanova, der Herzensbrecher» an. Solothurn Tourismus / Nicole Bundi

Nach diesem Fauxpas erhielt Casanova keine zweite Chance mehr. Die hübsche Solothurnerin reiste kurz darauf ab. Der Liebeskummer hielt bei Casanova allerdings nicht lange an, denn er «verliebte» sich in seine Haushälterin.

Klar ist: Casanova war in Solothurn

Wie viel Wahrheit in den von Casanova verfassten Memoiren steckt, darüber sind sich Experten nicht einig. Zum Aufenthalt von Casanova in Solothurn gibt es allerdings ein Indiz: den Entwurf eines Briefes von Casanova aus dessen Nachlass.

Auszug aus den Memoiren von Casanova: Handschrift auf altem Papier.
Legende: Wie viel Wahrheit in den Memoiren von Giacomo Casanova steckt, ist bis heute unklar. Keystone / AP Photo / Remy de la Mauviniere

Ob er in Solothurn übernachtete, ist nicht nachgewiesen. Eine Vermutung ist, dass er aus Bern zu einem Besuch am Ambassadorenhof anreiste – beim Gesandten des französischen Königs.

In einem sind sich die Historiker jedoch einig: «Se non è vero – è ben trovato!» Zu Deutsch: Wenn es nicht stimmt, dann ist es gut erfunden.

Regionaljournal Aargau Solothurn. 5.4.2025, 17:30 Uhr ; 

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