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Circus Monti geht auf Jubiläumstournee
Aus Tagesschau vom 10.08.2024.
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40 Jahre Circus Monti Wer Manege-Sägemehl in den Schuhen hatte, wird es nicht mehr los

Ein Werkstattmitarbeiter ist seit den Anfängen mit dabei und hat den Wandel beim Circus Monti miterlebt.

Zirkus Nock und Zirkus Royal – es sind zwei grosse Namen aus der Schweizer Zirkuswelt, die in den letzten Jahren verschwunden sind. Die Unterhaltungsbranche ist übersättigt, zu hoch sind die Platzmieten und zu kompliziert die Auflagen.

Ein Mann in Latzhosen läuft an einem Zirkuswage vorbei.
Legende: Mehr als sein halbes Leben hat Andreas Ziörjen im Zirkus Monti verbracht. SRF

Der Circus Monti aus Wohlen AG trotzt den erschwerten Bedingungen und ist seit letzter Woche auf Jubiläumstournee. Mit dabei ist auch Andreas Ziörjen. Der inzwischen Pensionierte war zum ersten Mal vor 36 Jahren als Werkstattmitarbeiter mit dem Zirkus unterwegs. Seither hat ihn das Zirkusleben nicht mehr losgelassen.

Andreas Ziörjen in seiner Zirkuswagen-Werkstatt
Legende: Andreas Ziörjen arbeitet selbst nach der Pensionierung heuer noch eine letzte Tournee lang in seiner Zirkuswagen-Werkstatt. SRF

Über einen Freund kam Ziörjen vor 36 Jahren zum Circus Monti, wo er sich einen Job als Werkstattmitarbeiter ergatterte. Er erinnert sich noch gut an die Anfangszeit. «Das war ein Wagnis, was Hildegard und Guido Muntwyler da angepackt haben.» Die Tage waren streng: «In 9 Monaten bereisten wir über 100 Spielorte. Es war eine sehr intensive Zeit.»

Die Geschichte des Circus Monti

Box aufklappen Box zuklappen

Die Anfänge des Zirkus aus Wohlen reichen in die Kindheit des Gründers Guido Muntwyler (1932–1999) zurück. Die Zirkuswelt und vor allem die Clowns faszinierten Muntwyler – oder «Monti», wie er von Freunden genannt wurde – schon immer.

Zunächst organisierte er gemeinsam mit einem anderen Clown Kurse für Kinder. Ab 1977 folgten dann erste Auftritte mit seinen Söhnen.

1984 wurde der Circus Monti als Familien AG gegründet und tourte im März 1985 nach einer Vorbereitung von nur wenigen Monaten zum ersten Mal.

Am Abend seien alle nur noch todmüde ins Bett gefallen. Motiviert hat Ziörjen damals die Aufbruchstimmung, die im Zirkus herrschte. «Das Team spürte, dass die Muntwylers etwas Gutes und Schönes kreieren wollten, und alle haben mitgezogen.»

Mit der Zeit kam die Professionalisierung

Damals sei alles noch nicht so professionell gewesen wie heute. «Ich kann mich gut an den einen Artisten erinnern, der erst am Tag vor der Premiere angereist war», erzählt Ziörjen. «Das funktionierte damals, weil die Nummern für sich standen und einfach aneinandergereiht wurden.» Schmunzelnd fügt er hinzu: «Damals gab es ja auch noch die Nummerngirls.»

Auch wenn noch nicht alles so professionell war wie heute: «Die Artistinnen und Artisten verzauberten das Publikum trotzdem», betont der Werkstattmitarbeiter.

Heute sind die Vorstellungen durchgetaktet. Ein Regisseur oder eine Regisseurin plant die Nummern, die mit fliessenden Übergängen eine Mischung aus Zirkus, Spektakel und Theater bilden. Das aktuelle Programm mit dem Titel «Weil wir fliegen können!» hat ein dreiköpfiges Kreativteam zusammengestellt.

Andreas Ziörjen ist überzeugt, dass der Zirkus auch im digitalen Zeitalter seine Berechtigung hat. «Man muss einfach innovativ bleiben und mit ganzem Herzen Zirkus machen.»

Vier weisse Pferde und ein Reiter in einer Manege.
Legende: Bis 2011 waren auch Tiere Bestandteil der Zirkusnummern. ZVG / Monti Archiv

Ein weiterer Punkt, der sich seit den Anfängen geändert hat, ist der Verzicht auf Tiernummern. Während früher noch Pferde, Ziegen oder Kleintiere in der Manege ihre Kunststücke aufführten, ist Monti seit 2011 ganz ohne tierische Unterhaltung unterwegs. «Exotische Tiere hat es im Monti nie gegeben», betont Andreas Ziörjen. Das habe nie zur Philosophie von Monti gepasst.

Ein letztes Mal mit Monti unterwegs

Auch wenn er inzwischen pensioniert ist, hat er sich entschieden, noch eine Saison als Werkstattmitarbeiter beim Circus Monti anzuhängen. «Monti begleitet mich schon mehr als mein halbes Leben lang», sagt Ziörjen.

Wer einmal Sägemehl in den Schuhen hatte, wird es nicht mehr los.
Autor: Andreas Ziörjen Werkstattmitarbeiter Circus Monti

Für Andreas Ziörjen ist es vermutlich die letzte Tournee mit dem Circus Monti. Trotzdem werde er mit der Familie Muntwyler und dem Zirkus immer in Verbindung bleiben. «Man sagt in der Zirkusszene: Wer einmal Sägemehl in den Schuhen hatte, wird es nicht mehr los.»

Tagesschau, 10.8.2024, 19.30 Uhr ; 

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