In der Schweiz erreicht die Zahl der HIV-Diagnosen dank Screening und frühzeitiger Behandlung einen historischen Tiefstand: 2018 wurden dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) 425 neue Fälle gemeldet, 4,5 Prozent weniger als 2017.
«Es sind gute Nachrichten, aber damit sind wir noch längst nicht am Ziel», sagt Daniel Koch, Leiter der BAG-Abteilung übertragbare Krankheiten. Er verweist darauf, dass täglich immer noch mehr als ein Mensch mit dem Virus infiziert werde.
Schutzmedikament im Voraus
Den Rückgang führt Koch zum einen auf die Aufklärungskampagnen zurück. Zugleich werde immer mehr getestet und immer schneller behandelt, was auch zu weniger Infektionen führe. Dazu komme die neue Methode der Verhütung von HIV-Infektionen durch Medikamente, die so genannte Präexpositionsprophylaxe (PrEP).
Diese Massnahme wird Personen mit hohem HIV-Infektionsrisiko empfohlen. Laut Schätzungen haben letztes Jahr 1500 Personen PrEP benutzt. Dabei handelt es sich grossmehrheitlich um Männer, die Sex mit Männern haben.
PrEP als Risiko?
Diese PrEP-Medikamente sind umstritten. Neben dem hohen Preis wird bemängelt, sie würden vom Gebrauch von Kondomen abhalten.
Bis jetzt sehen wir keine negativen Auswirkungen der PrEP-Medikamente.
Koch weist diese Kritik zurück: «Bis jetzt sehen wir keine negativen Auswirkungen der PrEP. Wichtig: Das Medikament ist rezeptpflichtig und man sollte es nur unter ärztlicher Kontrolle einnehmen.»
Prävention bleibt wichtig
Trotz der Abnahme bleibe die HIV-Prävention wichtig, betont das BAG. Nur wenn die Safer-Sex-Regeln befolgt würden, könne HIV bis zum Jahr 2030 in der Schweiz eliminiert werden. Die Krankheit bleibe unheilbar und erfordere eine lebenslange Behandlung.
Wir wissen, dass wir jetzt die richtigen Menschen testen.
«Wir wissen, dass wir jetzt die richtigen Menschen testen, dass wir mehr ältere Infektionen finden und weniger frische. Das heisst, das weniger Viren im Umlauf sind, erklärt Andreas Lehner, Geschäftsleiter der Aids-Hilfe Schweiz. Für ihn kann das nur heissen: Den eingeschlagenen Weg weitergehen und noch intensivieren.
Anstieg der Gonorrhoe-Fälle
Bei den anderen sexuell übertragbaren Infektionen nahmen die Gonorrhoe-Fälle mit 3116 gemeldeten Fällen im Jahr 2018 um elf Prozent zu. Dieser Anstieg ist laut dem BAG vor allem auf ein verstärktes Screening infolge verschiedener Kampagnen bei den Risikogruppen zurückzuführen.
Die Chlamydiose bleibt mit 11’102 gemeldeten Fällen im Jahr 2018 stabil. Diese Stabilisierung stellt einen neuen Trend dar. Zwischen 2000 und 2016 stiegen die Chlamydiosefälle von jährlich 2000 auf 11’000 Fälle an.
Seit 2018 werden aus methodischen Gründen auch Fälle von Syphilis gezählt, die im Labor nicht bestätigt wurden. Dadurch nimmt die Gesamtzahl der Fälle zu. Im Jahr 2018 wurden dem BAG 885 neue Syphilis-Fälle gemeldet. Vertiefte Analysen zeigen aber, dass die tatsächliche Anzahl von Neuinfektionen in den letzten drei Jahren stabil geblieben ist.