Richtig grosse Freude dürfte nach dem Aargauer Wahltag einzig bei den Grünliberalen herrschen. Die GLP steigert den Wähleranteil massiv und gewinnt sechs Sitze hinzu. Der Aargauer GLP-Präsident Beat Hiller sieht die liberal-bürgerliche Positionierung seiner Partei als Hauptgrund für den Wahlerfolg: «Wir müssen nicht unbedingt grün, sondern einfach vernünftig sein», es brauche keine extremen, sondern mehrheitsfähige Lösungen.
Gleichzeitig
Grüne im Hoch und trotzdem auch enttäuscht
Bei den Parlamentswahlen gehören die Grünen ebenfalls zu den Siegern, sie holen vier zusätzliche Mandate, bleiben mit total 14 Sitzen noch einen Sitz vor der GLP. «In der Umweltthematik haben wir noch keine Lösungen für die Probleme», sagt Grünen-Präsident Daniel Hölzle. Deswegen habe wohl auch die Corona-Pandemie die grüne Welle nicht stoppen können.
Getrübt wird die Freude der Grünen allerdings durch zwei Punkte: Einerseits gehen die Gewinne der Grünen wohl hauptsächlich auf Kosten der SP. Die Linke wird durch den Erfolg der Grünen im Aargau also nicht gestärkt.
Andererseits hat Christiane Guyer, die grüne Kandidatin für die Regierung, die Wahl nicht geschafft, obwohl sie das absolute Mehr erreicht hätte.
Das trifft Guyer auch persönlich, da sie im Wahlkampf engagiert darauf hingewiesen hatte, dass in der Aargauer Regierung auch eine Frau vertreten sein sollte, was nun nicht der Fall ist.
Sozialdemokraten hin- und hergerissen
Dieter Egli, neuer SP-Regierungsrat und Nachfolger von Urs Hofmann (SP) freute sich deshalb am Sonntag auf persönlicher Ebene. Er schafft die Wahl etwas überraschend im ersten Anlauf.
Neben der Freude über den gewonnenen Regierungssitz dominiert bei der SP deshalb die Ernüchterung, dass sie offenbar nicht so stark als ökologische Kraft wahrgenommen wird. Die SP verliert vier Sitze und ist damit die grösste Verliererin des Wahltages. Die Aargauer SP-Präsidentin Gabriela Suter bedauert das und nimmt die Wahlgewinner gleich in die Pflicht: «Ich hoffe, das werden diese Parteien in der nächsten Legislatur auch so zeigen und umsetzen.»
SVP mit einem «blauen Auge davongekommen»
Die grösste Aargauer Partei, die SVP, verliert zwei Sitze. Angesichts der Prognosen, die der SVP zum Teil ein wesentlich schlechteres Resultat vorausgesagt hatten, könne man sehr zufrieden sein, heisst es bei der SVP. Die Aargauer Wahl entspreche dem nationalen Trend, sagt SVP-Aargau-Präsident Andreas Glarner: «Hier sind wir mit einem blauen Auge davongekommen».
Dennoch darf sich die SVP auch freuen, ihre beiden Regierungsräte Alex Hürzeler und Jean-Pierre Gallati wurden beide im ersten Wahlgang bestätigt. Vor allem bei Gallati war das nicht selbstverständlich, da er erst ein Jahr im Amt ist. Gallati selbst zeigt sich nach der Wahl «absolut happy».
CVP und FDP bleiben unter Erwartungen
Mit grossen Erwartungen war vor allem die CVP angetreten, sie wollte mindestens zwei der vier BDP-Sitze erben, da die BDP nicht mehr antrat. Dieser Plan scheiterte jedoch, die CVP gewinnt zwar beim Wähleranteil leicht hinzu, kann jedoch nur einen Ex-BDP-Sitz erobern. Unter dem Strich verliert die CVP so einen Sitz.
Man müsse nun nach vorne schauen, sagt CVP-Präsidentin Marianne Binder zum Ergebnis: «Langfristig muss das politische Zentrum wieder Kraft gewinnen.»
Die FDP wiederum hadert mit dem Zeitgeist. Präsident Lukas Pfisterer begründet den Verlust eines Sitzes mit dem Trend zur grünen Politik: «Es scheint nach wie vor eine grüne Welle zu geben.»