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Abgekartete Spiele «Sportwetten können den Sport töten»

Der Europarat kämpft gegen Spielmanipulationen – ein Milliardenbusiness, vor allem im Fussball und Tennis.

Es gibt legale Wetten im Internet. Und es gibt illegale Wetten auf abgekartete Spiele mit bestochenen Sportlern. Spieler, Trainer und Schiedsrichter manipulieren ganze Partien, um sich und andere mit Sportwetten zu bereichern.

Fussball und Tennis besonders im Visier

Sportverbände müssten mehr tun gegen Spielmanipulationen, findet Roland Büchel, Berichterstatter Spielmanipulationen des Europarates. «Sportwetten sind ein Riesenproblem. Ein Milliardenbusiness. Hunderte Milliarden werden umgesetzt. Es tötet den Sport und leider kann es auch Menschen töten. Das Problem müssen wir wirklich anpacken.»

Am meisten manipulieren Kriminelle Fussball- und Tennisspiele. Das passiert auch in der Schweiz. 2010 wurden in der Schweizer Challenge-League Fussballer des FC Thun und Gossau mit je 5000 Euro bestochen. Verurteilt wurden sie damals nicht, weil der Straftatbestand Spielmanipulation fehlte – heute gibt es diesen.

Uefa-Boss: «Krebsgeschwür des Sports»

Der europäische Fussballverband Uefa meldet auffällige Wetten. Uefa-Präsident Aleksander Ceferin erklärt: «Die Uefa kämpft tagtäglich gegen Spielmanipulation. Wir fahren eine Nulltoleranz-Strategie und informieren Behörden bei Verdacht. Aber wir können keine Leute verhaften oder Telefone und Computer abhören. Wir brauchen die Unterstützung von allen Staaten Europas.»

Büchel schlägt vor, die Uefa solle nur noch Turniere in Ländern durchführen, die entschlossen gegen Wettmanipulation vorgehen. Der Uefa-Präsident lehnt den Vorschlag ab, findet aber: «Europa ist sich bewusst, dass Korruption ein Krebsgeschwür unserer Gesellschaft ist. Ich bin mir aber nicht sicher, ob die Gesellschaft weiss, dass Wetten auf manipulierte Spiele das Krebsgeschwür des Sports sind.»

Kriminelle erstellen Profile von Spielern

Computerspezialisten wie die Zürcher Firma Sportxray spüren im Internet Wettbetrüger auf und sensibilisieren Sportler und Schiedsrichter. Jeder Schiedsrichter, der die sozialen Medien nutzt, muss damit rechnen, dass seine Inhalte gesammelt und Profile erstellt werden. Das erklärt Eric Herren, Direktor von Sportxray Zürich. «Dann wird abgeschätzt, wie hoch das Risiko ist, dass jemand kooperiert. Auf die Schwächsten werden sie Zugang erhalten.»

Schaut ein Fussballer etwa einschlägige Filme oder verkehrt er in einem fragwürdigen Milieu, kann mit Erpressung Druck ausgeübt werden. So will man auf das Verhalten der Akteure einwirken und das Spiel beeinflussen, wie Herren ausführt. Die Wetten sind vielfältig: Gewettet wird etwa, wann es das erste Foul gibt oder in welcher Minute die Stadionbeleuchtung ausgeht.

Länder müssen Rechtshilfe geben

Der Europarat schätzt den illegalen Wetteinsatz auf manipulierte Spiele auf 600 Milliarden Franken jährlich. Kann ein Rapport des Europarates überhaupt bewirken, dass mehr Täter ins Netz gehen? Büchel dazu: «Es geht um hunderte Milliarden, mit Abstand das grösste Geld im Sport. Wenn jetzt Länder keine Rechtshilfe geben, bekommen sie ein Problem. Denn dazu verpflichten sie sich.» Seine Offensive im Kampf für sauberen Sport ist noch lange nicht zu Ende.

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