Palmöl ist ein umstrittenes Produkt. Für den Anbau wird in Indonesien und Malaysia grossflächig der Dschungel gerodet oder abgebrannt und Menschen von ihrem Land vertrieben, Kleinbauern verlieren ihre Existenz oder arbeiten zu Hungerlöhnen auf den Plantagen.
Bald wird die Schweiz mit Indonesien und Malaysia ein Freihandelsabkommen unterzeichnen. Indonesien möchte Zollvergünstigungen beim Export von Palmöl in die Schweiz erhalten.
Betroffene wehren sich
Dagegen kämpfen indonesische Bauernvertreter, Schweizer Bauern und die Hilfsorganisation «Brot für alle». Sie treffen sich auf Einladung der Hilforganisation bei einer Ölmühle im luzernischen Briseck.
Die Indonesier sind begeistert von der Mühle, die den Bauern auch kleine Mengen Raps abnimmt. Ganz anders als in ihrer Heimat, wo das Business in den Händen von Grosskonzernen ist, die sich immer mehr Land von Kleinbauern unter den Nagel reissen. «Im Palmöl-Geschäft geht es nur um Ausdehnung der Fläche, die Produktion der Bauern interessiert nicht», sagt Harmona.
Im indonesischen Kalimantan, wo Anton Wijaya herkommt, muss der Dschungel riesigen Monokulturen weichen, eine ökologische Katastrophe und menschliche Tragödie: Die Menschen werden von ihrem Land vertrieben, oft mit Gewalt. Palmöl ist im Vergleich zu anderen Ölen sehr billig, denn das Anbauland und die Arbeitskräfte kosten die Konzerne kaum etwas.
Der weltweite Verbrauch hat sich in den letzten 15 Jahren verdoppelt. Das billige Palmöl wird in der Schweiz nur durch den Zollzuschlag von 120 Prozent fast gleich teuer wie Rapsöl. Die Schweiz importiert jährlich etwa 30'000 Tonnen Palmöl. «Um die Expansion zu stoppen, wäre es am besten, ganz darauf zu verzichten», sagt Harmona.
«Es wird keine Zollbefreiung geben»
Aber das Gegenteil ist der Fall: Das geplante Freihandelsabkommen mit Indonesien soll noch im ersten Quartal dieses Jahres unterzeichnet werden. Darin möchte Indonesien auch Zollvergünstigungen für den Export von Palmöl in die Schweiz einschliessen. Für Harmona ist klar: «Das Signal wäre dann: Exportiert noch mehr Palmöl, in der Schweiz gibt es einen Markt dafür.»
Man sei sich der Problematik von Palmöl bewusst, heisst es beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco). Der zuständige Botschafter ist eben erst aus Indonesien zurückgekehrt.
«Unsere Partner sind sich bewusst, dass eine komplette Zollbefreiung in diesem Bereich nicht möglich ist», sagt Botschafter Markus Schlagenhof. Im Moment werde aber diskutiert, die Zölle im Rahmen von gewissen Mengen minimal zu reduzieren, so dass man die Auswirkungen auf den Schweizer Markt kontrollieren könne.
Könnte die Schweiz für das umstrittene Palmöl wenigstens Höchstmengen festlegen? Botschafter Schlagenhof winkt ab: «Das ist nicht etwas, das wir steuern können.» Das sei letztlich eine Frage der Konsumenten. «Wir können uns entscheiden, was wir konsumieren.»
In der Schweiz fürchten aber Rapsölproduzenten selbst geringe Zollsenkungen, weil Palmöl heute schon billiger ist. Die einheimische Rapsölproduktion sei durch das Freihandelsabkommen gefährdet, sagen Schweizer Bauern.
Der Kanton Thurgau verlangt mit einer Standesinitative, Palmöl aus dem Freihandelsabkommen zu streichen. Initiant ist der Bauer und Thurgauer SVP-Grossrat Daniel Vetterli. Er hat kein Problem damit, mit Linken und Grünen im selben Boot zu sitzen. «Es muss doch möglich sein, unsere Grundwerte, also die Sorge zur Umwelt und unsere soziale Verantwortung nicht einfach wegzuwerfen, wenn es um ein Freihandelsabkommen geht», sagt Vetterli.
Dass Palmöl verantwortlich ist für die Rodung riesiger Flächen Urwald, schädlich für Klima, Tier und Mensch, das wissen inzwischen viele Konsumenten in der Schweiz. Nachhaltiges Palmöl gibt es so gut wie keines, kritisieren NGOs.
Palmöl ist Bestandteil unzähliger Produkte in der Schweiz – Nahrungsmitteln, Waschmitteln und Kosmetika. Es liegt nun also bei den Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten. Wer den Schweizer Bauern und dem Schweizer Öl den Vorzug geben will, muss auch künftig das Kleingedruckte auf allen Produkten genau lesen.