- Ein Guthaben-Modell soll Ende 2023 die Lücke zwischen Halbtax- und Generalabo schliessen. Dies bestätigt die ÖV-Branchenorganisation Alliance Swisspass nach dem Pilotversuch.
- Mit dem neuen Modell soll auf die während der Pandemie geänderten Bedürfnisse reagiert werden, in deren Folge jedes fünfte Generalabo gekündigt wurde.
- Noch unklar ist, ob und wo auch ein ebenfalls getestetes Flexi-Abo eingeführt wird, das an einzelnen Tagen aktiviert werden könnte.
Die Pandemie hat auch unser Arbeitsleben verändert: Wer von zu Hause aus arbeiten kann, pendelt weniger. Für den öffentlichen Verkehr ist das eine Herausforderung. Abonnemente wie das Generalabonnement (GA) verlieren an Attraktivität, neue Modelle müssen her.
Jetzt ist klar: In einem Jahr, also zum Fahrplanwechsel 2023, wird schweizweit das sogenannte Guthaben-Modell definitiv eingeführt. Das bestätigt Helmut Eichhorn von der Alliance Swisspass, dem Zusammenschluss der Transport-Unternehmen. Im Visier hat die Branche unter anderem Teilzeit-Pendlerinnen und -Pendler.
Guthaben für Streckenbillette oder Tageskarte
Seit einem Jahr wird es von den ÖV-Unternehmen in einem Pilotversuch getestet. «Wir planen, auf Ende 2023 eine Lösung anzubieten, welche sich sehr stark an diesen Marktversuch des ÖV-Guthabens anlehnt, wie wir ihn jetzt im Moment durchführen», so Eichhorn..
Beim neuen Modell gibt es für 800 Franken ein Guthaben im Wert von 1000 Franken. Damit können Streckenbillette oder Tageskarten gekauft werden. Das neue Abonnement soll so die Lücke zwischen Halbtax und GA schliessen. «Es ist eine Kombination aus Planungssicherheit, was die Kostenseite angeht, und letztlich voller Freiheitsgrad bei der Nutzung. Und das kommt an», sagt Eichhorn.
Mit dem neuen Modell reagiert die ÖV-Branche auch auf das geänderte Nutzungsverhalten ihrer Kundinnen und Kunden. In der Corona-Pandemie sind die Verkäufe der Generalabonnemente eingebrochen. Rund eine halbe Million war vor den Corona-Einschränkungen im Umlauf, ein Spitzenwert. Dann aber wurde jedes fünfte GA gekündigt.
Preisüberwacher fordert Tarifsystem-Anpassungen
Für die Branche ist das ein Rückschlag, der bis heute nicht wieder aufgeholt werden konnte. Die Folge der Pandemie ist laut Eichhorn, «dass sich die Kundinnen und Kunden mit ihrem Verhalten, mit ihrem ÖV-Konsum auseinandergesetzt haben und vom GA dann zum Teil auf andere Produktekategorien umgestiegen sind».
Kundinnen und Kunden haben sich mit ihrem ÖV-Konsum auseinandergesetzt und sind vom GA dann zum Teil auf andere Produktekategorien umgestiegen.
Heute lösen sie zum Beispiel auch wieder Einzelbillette. Der Preisüberwacher forderte deshalb Anpassungen beim Tarifsystem, von einem «Homeoffice-GA» war die Rede. Das neue Abonnement ist auch ein Ergebnis dieser Auseinandersetzungen.
Noch unklar ist, wie es mit dem zweiten getesteten Abonnement weitergeht, dem sogenannten Flexi-Abo, das aktuell in der Waadt und in Freiburg getestet wird. Hier handelt es sich um ein Abonnement, das an einzelnen Tagen aktiviert wird. Ob und wo auch dieses System definitiv eingeführt wird, ist im Moment noch unklar.