Auf einem Parkplatz im Berner Stadtteil Betlehem, zwischen Wohn- und Industriegebäuden, stehen heute noch Autos. Wenn es nach den Behörden geht, soll das aber nicht mehr lange so bleiben.
Die Stadt will das Grundstück kaufen und daraus einen Spielplatz für das Quartier machen. Es handelt sich beim Boden um Bauland. Quadratmeterpreis: 1580 Franken.
Aufgerechnet auf die ganze Fläche ergibt das ein Total von 3.5 Millionen Franken. Politikerinnen und Politikern von der Mitte bis Rechts stösst das sauer auf. Sie wehren sich nun mit einem Referendum gegen «den teuersten Spielplatz der Welt», wie sie ihn nennen.
3.5 Millionen kostet nur das Grundstück, den Spielplatz noch gar nicht eingerechnet.
3.5 Millionen Franken für ein Grundstück - die Installationen für Spielplatz und Begegnungszone seien da noch gar nicht eingerechnet, sagt Michael Rufener, Berner GLP-Stadtrat: «Wägen wir das mit der schlechten finanziellen Lage ab, in der sich die Stadt Bern befindet, geht das einfach nicht.»
Die Gegnerschaft stösst sich aber nicht nur am Preis des Kaufs, sondern auch am Zweck. Wenn die Stadt schon Bauland kaufe, solle sie doch Wohnungen bauen.
«Die Stadt preist ja immer gerne an, dass sie sich für Wohnraum für alle einsetze. Hier aber verschwendet sie das Bauland einfach», sagt SVP-Stadtrat Janosch Weyermann.
Wir investieren hier in die Kinder. Eine Investition, die sich auszahlen wird.
Bei der Stadtregierung findet man den Kauf überhaupt nicht als Geldverschwendung: «Kurz- und mittelfristig investieren wir in die Kinder, indem wir hier einen Begegnungsort schaffen können», sagt Michael Aebersold, der SP-Finanzdirektor der Stadt Bern. «Kommt hinzu, dass es ja Bauland bleibt. Wir können in Zukunft auch Wohnungen bauen. Die Investition wird sich auszahlen». Der Preis sei zwar nicht billig, aber gerechtfertigt.
Es ist ein Dilemma der Stadtentwicklung. Verdichtung ist gefragt, lässt aber die Bodenpreise steigen.
Für die einen ist die Spielplatzfläche also viel zu teuer – für die anderen eine sinnvolle Investition in die Zukunft. Was sagt ein Immobilienexperte dazu?
«Für einen Spielplatz tönt das auf den ersten Blick nach viel Geld. Wenn man den Quadratmeterpreis aber mit jenem für den Wohnraum vergleicht, den man dort theoretisch bauen könnte, ist es relativ günstig», sagt Robert Weinert, der Leiter Immo-Monitoring bei der Firma Wüest Partner.
Doch Weinert sieht auch ein grundsätzliches Dilemma in der Stadtentwicklung. «Zum einen will man verdichtet bauen, was steigende Bodenpreise mit sich bringt. Zum anderen verlangen Mieterinnen und Mieter in verdichteten Quartieren stärker nach öffentlich nutzbarem Raum, in dem sich die Leute zurückziehen und erholen können.» Und diesen Raum müsse die Öffentlichkeit dann eben zu hohen Preisen zur Verfügung stellen.
Solche Erholungsräume müsse ja nicht zwingend die Stadt bauen, wenden die Gegner des Kaufs ein. Es soll der Eigentümerschaft überlassen werden, den Platz zu gestalten. «Die Eigentümerschaft baut neben dem Platz gerade Familienwohnungen. Es ist nicht die Aufgabe der Stadt Bern, dem privaten Investor einen Spielplatz vor das Haus zu bauen», sagt SVP-Stadtrat Janosch Weyermann.
Es ist nicht Aufgabe der Stadt, privaten Investoren einen Spielplatz zu bauen.
Der Finanzdirektor kontert: «Wachstum kostet. Am Schluss erwarte ich auch von Firmen, dass sie da mithelfen. Sie zahlen schlussendlich auch die Steuern, mit denen wir dann solche Investitionen machen können. Eine gute Balance ist wichtig.»
Ob die Stadt nun die 3.5 Millionen Franken für den Spielplatz ausgeben darf oder nicht, entscheidet die Berner Stadtbevölkerung am 19. November an der Urne.