- Nach Auszählung aller Kantone wird das revidierte CO2-Gesetz mit 51.6 Prozent Nein-Stimmen abgelehnt.
- Die Vorlage wurde vor allem in ländlichen Gebieten deutlich verworfen.
- Das Nein ist ein herber Rückschlag für die ambitionierte Klimapolitik des Bundesrats.
CO2-Gesetz
Eidg. Vorlage: Bundesgesetz über die Verminderung von Treibhausgasemissionen
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JA
1'568'036 Stimmen
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NEIN
1'671'150 Stimmen
Der breit getragene Kompromiss schaffte die letzte Hürde nicht. Gemäss den Endresultaten aus den Kantonen erreichte das Bundesgesetz über die Verminderung von Treibhausgas-Emissionen (CO2-Gesetz) nur in Basel-Stadt, Genf, Neuenburg, in der Waadt und in Zürich eine Mehrheit.
Unter dem Strich lehnten 51.6 Prozent der Stimmenden und 18.5 Stände die Vorlage ab. In absoluten Zahlen waren 1'671'200 Stimmende dagegen und 1'568'000 dafür.
Deutlicher Stadt-Land-Graben
Es sieht so aus, als ob die ländliche Bevölkerung wegen der beiden Agrarinitiativen viel stärker als üblich mobilisiert wurde. Viele dürften neben dem Nein zur Trinkwasser- und zur Pestizidinitiative auch ein Nein zum CO2-Gesetz in die Urne gelegt haben.
Klar ist: Die Stimmbeteiligung war mit 58.9 Prozent ungewöhnlich hoch. Der Blick auf die Abstimmungskarte bestätigt den Stadt-Land-Graben. In ländlich geprägten Kantonen wurde das CO2-Gesetz geschlossen abgelehnt – und das teilweise deutlich. In urbanen Kantonen sagte die Stimmbevölkerung hingegen Ja, konnte das Resultat aber nicht mehr entscheidend beeinflussen.
Das Nein ist ein herber Rückschlag für die ambitionierte Klimapolitik des Bundesrats und insbesondere eine bittere Niederlage für Umweltministerin Simonetta Sommaruga.
Statt eines ersten Schrittes zur Erfüllung des Pariser Klimaabkommens ist der Klimaschutz nun wohl für Jahre blockiert. Politologen sprachen am Abstimmungssonntag von einem «politischen Paukenschlag» und einem «Scherbenhaufen für den Schweizer Klimaschutz».
Nach dem Wahlerfolg der grünen Parteien im Herbst 2019 und den grossen Klimastreiks mit zehntausenden Jugendlichen ist die ökologische Welle zumindest für den Moment abgeebbt.
«Reine Umverteilung»
«Es ist uns gelungen aufzuzeigen, dass es ein Gesetz ist, dass eine reine Umverteilung vornimmt», sagt Thomas Hurter, SVP-Nationalrat aus dem Kanton Schaffhausen, gegenüber SRF.
Die Befürworter des Gesetzes sprechen vor allem die Kampagne der Gegner an: «Die Gegnerschaft hat viele finanzielle Mittel locker gemacht», sagt etwa der Luzerner Ständerat Damian Müller. Das Gesetz würde viele Branchen betreffen, die vom CO2-Gesetz auch profitieren könnten.
Parteien waren mehrheitlich dafür
Alle grossen Parteien hatten das CO2-Gesetz unterstützt – ausser der SVP. Für ein Ja werben auch mehr als 90 zivilgesellschaftliche Organisationen und 200 Unternehmen. Für die Befürworter ist die Vorlage ein «guter Kompromiss» nach einer harten parlamentarischen Debatte. Geschehe nichts in Sachen Klimaschutz, würden die nachfolgenden Generationen noch mehr unter dem Klimawandel leiden, argumentiert die Ja-Seite.
Gegen das CO2-Gesetz wurde das Referendum ergriffen. Die Vorlage strotze vor Verboten und Umerziehungsmassnahmen, kritisierte etwa die SVP. Die höheren Steuern und Abgaben gingen vor allem zulasten von hart arbeitenden Menschen. Das Gesetz koste viel und bringe nichts.