- Die Musikvielfalt-Initiative fordert mehr Geld für die freischaffende Musikszene. Aktuell fliesst der grösste Teil der Subventionen in den Bereich der klassischen Musik.
- Die Initiative ist offen formuliert und legt nicht fest, wie das Anliegen finanziert werden soll: Das Kulturbudget aufstocken oder das bestehende Budget anders verteilen?
- Kritiker befürchten einen Verteilkampf und dass Subventionen im Bereich der klassischen Musik gekürzt werden.
Klassische Musik mit Orchester, Rock, Jazz oder elektronische Beats – die Vielfalt von Musik scheint kein Ende zu kennen. Allerdings: Bei der Förderung gibt es in Basel klare Grenzen. «Für uns ist es wichtig, die Musik als Ganzes zu sehen. Der Kanton sollte nicht auf diese Art zwischen förderungswürdig und nicht förderungswürdig unterscheiden», sagt der Musikkomponist und Mitinitiant Victor Moser.
Ausgerechnet der Musikbereich mit viel Innovation und niederschwelligem Zugang zu Kultur und Musik wird vernachlässigt.
Laut Initianten würden 90 Prozent der öffentlichen Subventionen an klassische Institutionen wie Orchester fliessen. Diese Zahl ist allerdings umstritten. Gegner der Initiative und auch der Kanton sagen, der Anteil sei tiefer.
Ins gleiche Horn bläst die Basler Rapperin Jennifer Perez alias La Nefera. «Ausgerechnet der Musikbereich mit viel Innovation und niederschwelligem Zugang zu Kultur und Musik wird vernachlässigt. Das muss sich ändern.»
Es besteht denn auch Einklang, dass freischaffende Musikerinnen und Musiker mehr Geld bekommen sollten. Allerdings gibt es Misstöne bei der Frage, woher das Geld kommen soll.
«Gut gemeint – aber nicht so»
Ulrike Mann ist als Kontrabassistin beim Sinfonieorchester Basel angestellt. Das sei nur mit kantonaler Unterstützung möglich. Die Initiative bedrohe das: «Schon jetzt steht es um die Finanzierung knapp. Wenn es einen weiteren Einschnitt gibt, können wir unseren Auftrag, Sinfonien aufzuführen, nicht mehr erfüllen.»
Damit würde bei den Institutionen einfach ein Drittel der Subventionen gekürzt werden.
Im Grundsatz befürwortet auch Ulrike Mann, dass Basel die freie Musikszene mehr unterstützen sollte. Weil die Initiative aber nicht gleichzeitig eine Aufstockung des Kulturbudgets verlangt, drohe ein Verteilkampf: «Auf der Webseite der Initiative heisst es, dass die heute vorhandenen Mittel umverteilt werden sollen. Damit würde bei den bestehenden Institutionen einfach ein Drittel der Subventionen gekürzt werden.»
Ziel müsse es sein, die Bedingungen für die freie Musikszene auf das Niveau der klassischen Institutionen anzuheben – und nicht umgekehrt die Situation der klassischen Orchester zu verschlechtern, sodass am Schluss alle mittelmässige Verhältnisse haben.
Streitpunkt: Offene Forderung der Initiative
Das sei ein unnötiges Klagelied, sagt die Rapperin La Nefera. «In erster Linie braucht es die Anerkennung, dass es Musikrichtungen gibt, die gar keine Förderung bekommen.» Erst nach einer sorgfältigen Auslegeordnung könne man über die Finanzierung entscheiden: «Wir müssen uns Zeit nehmen und genau schauen, ob es eine Umverteilung oder eine Erhöhung braucht.»
Am 24. November entscheidet das Basler Stimmvolk, ob künftig mindestens ein Drittel der aktuellen Musikförderung an freischaffende Musikerinnen und Musiker fliessen soll. Bei einem Ja müsste die Politik weiter entscheiden, wie die Subvention berappt werden soll.