Egal, wer am 24. November zur Stadtpräsidentin von Biel gewählt wird – die Wahl wird historisch. Denn: Noch nie zuvor stand eine Frau an der Spitze der grössten zweisprachigen Stadt der Schweiz. Aber wer macht das Rennen?
Absolutes Mehr wegen 102 Stimmen verpasst
Als Kandidatinnen treten Glenda Gonzalez Bassi (SP) und Natasha Pittet (FDP) an. Beide sind 56-jährig, französischsprachig, Mutter und erst seit Kurzem im Bieler Gemeinderat.
Beim ersten Wahlgang am 22. September wurden beide wieder in die Bieler Stadtregierung gewählt. Doch für das Stadtpräsidium reichte es weder Gonzalez Bassi noch Pittet. Beide verpassten das absolute Mehr.
Gonzalez Bassi vom links-grünen Bündnis hatte rund 500 Stimmen Vorsprung auf ihre FDP-Kontrahentin. Für das absolute Mehr fehlten ihr nur 102 Stimmen. Sie sei überzeugt, die Richtige für dieses Amt zu sein, sagt sie gegenüber SRF: «Ich will Biel solidarisch, nachhaltig und attraktiv gestalten und habe Ideen, Visionen und Kompetenzen.» Konkret heisse das: eine Stadt mit mehr Grün, mehr bezahlbaren Wohnungen und für alle Generationen geeignet.
Als bürgerliche Kandidatin eine Herausforderung
Natasha Pittet, die Kandidatin der Bürgerlichen und der GLP, gilt als Aussenseiterin, weil das Bieler Stadtpräsidium seit mehreren Jahrzehnten in linker Hand ist. Dennoch: Beim ersten Wahlgang hat sie 45 Prozent der Stimmen gemacht.
Als Stadtpräsidentin möchte Pittet die Finanzen im Griff haben und die Stadt an den Klimawandel anpassen, mit mehr Grün und mehr direkten Wegen zum See. «Wir müssen die Stadt entwickeln, wir wollen mehr Leute anziehen, die hier wohnen und arbeiten, aber das muss mit den vorhandenen Mitteln geschehen.»
Jetzt heisst es mobilisieren
Die beiden Kandidatinnen sind sich also in vielem ähnlich. «Es ist keine polarisierende Wahl», erklärt Politologe Jean Müller, «das zeigt sich auch in der tiefen Wahlbeteiligung von 36 Prozent beim ersten Wahlgang».
Der zweite Wahlgang helfe eher Natasha Pittet. «Als Herausforderin ist sie etwas anders als die gegenwärtigen Mehrheitssysteme – sie kämpft gegen die linke Dominanz und möchte einen Wandel herbeiführen.» Zwar wolle auch Glenda Gonzalez Bassi einen Wandel herbeiführen. «Aber das ist etwas weniger glaubhaft, wenn man von einer Partei kommt, die seit 50 Jahren an der Macht ist.»
Glenda Gonzalez Bassi muss laut Politologe Müller vor allem eines: ihre Wählerinnen und Wähler an die Urne bringen. Denn: «Sie hat eigentlich eine Mehrheit in der Bevölkerung.» Zu Natasha Pittet sagt Müller: «Ausserhalb des eigenen Lagers ist sie populärer als Glenda Gonzalez Bassi – das muss sie unbedingt beibehalten, also betonen, dass sie auch für linke Wählerinnen und Wähler wählbar ist.»