Heinz Karrer, Präsident von Economiesuisse: Er hat seit gestern viel Post erhalten: 50 bis 60 Mails sind in seinem Postfach gelandet. Leute, die die Unternehmenssteuerreform abgelehnt haben, schreiben ihm, sie seien enttäuscht von der Wirtschaftswelt. Viele Leute identifizierten sich nicht mehr mit der Welt der grossen Konzerne, stellt Karrer fest. «Das Vertrauen ist über die letzten Jahre schleichend erodiert.» Einen Grund sieht er darin, dass Verantwortliche in Unternehmen immer öfter aus dem Ausland kämen. «Sie haben vielleicht keine Wurzeln in der Schweiz und daher auch nicht dieselbe Affinität.» Um das Vertrauen des Volks wieder zu gewinnen, brauche es mehr Dialog.
Peter Lüscher, Leiter der Industrie- und Handelskammer des Kantons Aargau: «Wir haben ein Problem», sagt er. Die Wirtschaft habe sich in der Wahrnehmung der Arbeitnehmenden von ihnen entfernt. Entscheide würden internationaler gefällt.
Felix Howald, Direktor der Zentralschweizer Industrie- und Handelskammer: Bisher habe in der Schweiz der Konsens gegolten: Was gut für die Wirtschaft sei, sei auch gut für die Menschen. «Bis vor einer Woche hätte ich gesagt, der gilt noch», sagt er.
Die Schweizer Bevölkerung stimme normalerweise wirtschaftsfreundlich. «Jetzt ist etwas passiert.»
Christoph Erb, Direktor des Verbands KMU Bern: Das Vertrauen ist weg und die kleinen Firmen müssten für das schlechte Image der Konzerne büssen, sagt er. «Es besteht die Gefahr, wenn man ‹Wirtschaft› hört, primär an Grosskonzerne zu denken.»
Früherer Funktionär eines grossen Wirtschaftsverbands: Der pensionierte Spitzenmanager will im Gespräch mit Radio SRF nicht mit seinem Namen auftreten, aber er wird deutlich: Das Grundvertrauen in die Manager der Konzerne sei seit den Lohn-Exzessen der Nullerjahre weg. Die Wirtschaftsführer seien so weit weg vom Volk, dass ihnen viele Menschen gar nicht mehr glaubten – schon gar nicht, wenn sie ihnen im Abstimmungskampf mit dem Verlust von Arbeitsplätzen drohten.