Am Dienstag hat es wieder an vielen Orten heftige Gewitter gegeben, die viel Niederschlag brachten. Bis zur Hälfte aller Überschwemmungen stammen nicht von Flüssen und Seen, die über die Ufer treten, sondern von Regenwasser, das nicht im Boden versickert – und stattdessen Strassen und Keller überschwemmt.
Im aargauischen Zofingen war vor einem Jahr ein äusserst heftiges Gewitter niedergegangen. Innert zwei Stunden fiel mehr Regen als sonst im ganzen Monat. Die Bilanz: Das Gewitter richtete Schäden von 90 Millionen Franken an. Anwohner und Feuerwehr waren von den Wassermassen völlig überrascht worden.
Rund 60 Prozent der Gebäude gefährdet
Solche Schäden sollen sich nicht wiederholen. Deshalb haben der Bund, der Versicherungsverband und die kantonalen Gebäudeversicherungen nun eine neue Gefährdungskarte ausarbeiten lassen. Diese ist im Internet abrufbar und zeigt für jedes Haus in der Schweiz, wie gross die Gefahr einer Überschwemmung durch Regenwasser ist. «Die ersten Auswertungen zeigen, dass rund 60 Prozent der Gebäude in der Schweiz potenziell betroffen sind», sagt Roberto Loat vom Bundesamt für Umwelt.
Von einer unterschätzten Gefahr sprechen die Behörden, weil man sich bisher auf Flüsse und Seen, die über die Ufer treten, konzentrierte. Aber Regenwasser verursacht bis zur Hälfte aller Überschwemmungsschäden. Die gute Nachricht für Hausbesitzer ist jedoch: «Man kann sich sehr oft relativ einfach und kostengünstig schützen», sagt Loat. «Oft genügt es, einen Hauseingang, einen Garageneingang oder auch einen Lichtschacht zu erhöhen.»
Also etwa eine erhöhte Rampe vor der Tiefgarage bauen oder ein höheres Mäuerchen bei einem Lichtschacht – das bringe viel. Tatsächlich sei die Gefährdungskarte ein gutes Instrument zur Prävention von Wasserschäden, sagt Reto Graber vom Schweizerischen Feuerwehrverband: «Für uns Feuerwehren heisst das, dass wir ein Stückchen besser vorbereitet wären.»
Gute Erfahrungen mit der Gefährdungskarte
Zufrieden ist auch Dölf Käppeli, Direktor der Gebäudeversicherung des Kantons Luzern. Luzern ist jener Kanton, der bereits seit zwei Jahren mit der Gefährdungskarte arbeitet – und gute Erfahrungen gemacht hat: «Wir wissen natürlich, dass diese Ereignisse wiederkehrend sind und so sind wir überzeugt, dass wir den Anteil an diesen Schäden massiv reduzieren können.»
Nun liegt die Karte also für alle Kantone vor. Bund und Kantone glauben deshalb, dass nun die Schäden durch Überschwemmungen im ganzen Land verkleinert werden können. Alle Schäden würden sich jedoch nie verhindern lassen, da müsse man realistisch sein. Denn die Umweltfachleute des Bundes rechnen in Zukunft – als Folge des Klimawandels – noch häufiger mit heftigeren Gewittern. Umso wichtiger sei es für die privaten und öffentlichen Besitzer, ihre Gebäude zu schützen.
Hier ist die Gefährdungskarte Oberflächenabfluss des Bundes einsehbar.