- Corona-Skeptiker unter den Ärzten gehen an die Öffentlichkeit. Sie gründeten einen Verein, neunzig Ärztinnen und Ärzte sind schon dabei.
- Andreas Heisler, einer der Gründer, behauptet, die Stimmung in der Schweiz sei wie damals in der DDR. «Keine Reisefreiheit, keine Meinungsfreiheit, keine Versammlungsfreiheit.»
- Kantonsärzte beobachten die Verstösse, die diese Ärzte begehen. Sie drohen damit, die Praxen zu schliessen.
An der Eingangstür zur Praxis hängt ein Zettel: «Wegen einer behördlichen Massnahme geschlossen.» Hausarzt Andreas Heisler aus Ebikon hat Zeit, die «Rundschau» zu empfangen. «Es ist nicht schön, die Polizei im Haus zu haben», sagt er. Weil Heisler sich nicht an die Maskenpflicht hielt, haben die Behörden im Januar seine Praxis geschlossen.
Die Anordnung gilt nur für eine Woche. Die Gesundheitsbehörden hoffen, dass Heisler den Warnschuss versteht. Dies scheint aber kaum der Fall zu sein. Genauso ein Dorn im Auge war den Behörden, dass Heisler Maskenbefreiungsatteste an Patienten ausstellt, die er nie gesehen hat.
«Ich werde es wieder machen»
Heisler liest der «Rundschau» aus einem Mail vor, das er gerade bekommen hat. «Ich wäre froh, wenn Sie mir und meinen Kindern ein solches Attest ausstellen könnten», steht da. Die Familie leide unter Atemnot und Hautausschlag. Er müsse Schaden von den Patienten abwenden, sagt Heisler. Es sei kein Fehler gewesen, solche Dispense auf schriftliche Anfragen hin auszustellen. Er habe dies in der Vergangenheit getan. Und er werde es weiter machen.
Zweifel an Existenz des Virus
Heisler ist ein leidenschaftlicher Kämpfer gegen die Corona-Schutzmassnahmen. Er zweifelt an der Existenz des Virus, obwohl er nach eigener Aussage selbst an Corona erkrankt war. Impfungen seien gefährlich, und durch das Maskentragen würden viele krank. Heisler hat einen Verein gegründet, er heisst «Aletheia». Darin sind rund 140 Mediziner vereinigt, die alle ähnlich denken. Die Sterblichkeitsrate von Corona liege bei einer leichten bis mittelstarken Grippe, behaupten sie auf ihrer Homepage.
Der deutsche Arzt Heisler sieht schwarz, was die Zukunft der Schweiz angeht. Die Demokratie sei stark angeschlagen, die Schweiz erinnere ihn an die DDR. «Die Stimmung, die dort herrschte, erlebe ich jetzt hier», sagt er. «Die Reisefreiheit ist weg, keine Meinungsfreiheit, keine Versammlungsfreiheit.» Heisler vergleicht das, was ein kommunistisches Land zur Aufrechterhaltung einer Diktatur verfügt hatte, mit den Massnahmen zur Ausbreitung einer Pandemie.
In einem Interview witzelt Heisler, er habe immer gedacht, dass der Kantonsapotheker seine Praxis schliesst. Er sei noch nicht mal richtig verwarnt worden. Das habe ihn gewundert. «Wenn er sich lustig über mich machen will, kann er das gerne tun», sagt der Luzerner Kantonsarzt Roger Harstall. «Wir klären ab, was wir gegen ihn machen können. Er wird die Konsequenzen tragen müssen.»
Heisler provoziert weiter. In seine Hausarztpraxis in Ebikon ist ein weiterer Verschwörungsarzt eingezogen – Rainer Schregel. Dieser sagte öffentlich, Deutschland habe die schlimmste Regierung seit 1933. Der Kanton St. Gallen hat ihn daraufhin als Amtsarzt entlassen. Nun hat Schregel einen neuen Job – ausgerechnet in der Praxis des Corona-Verschwörers Heisler.
Die Behörden schauen zu. Möglicherweise nicht mehr lange.