Alexandra Balestreri ist Hobby-Fotografin; eine gute obendrein. «Fotos sind für mich nicht bloss Bilder. Es sind eingefangene Erinnerungen», sagt sie. Ihre Fotoalben sind dicke Wälzer.
Ein Schock, als ihr Fotochip letztes Jahr den Geist aufgibt. «Datenfehler» heisst es lapidar im Display. Ein Auslesen der Fotos ist nicht mehr möglich. Sie ist da gerade mit ihrem Mann in den Neuseeland-Ferien. Drei Wochen Ferien-Erinnerungen, 1500 Fotos – weg!
Monatelanges Vertrösten
Zu Hause sucht Alexandra Balestreri einen Spezialisten, der ihre Fotos rettet. Sie googelt – und das Angebot an Datenrettungsspezialisten sprengt fast ihren Computer. Sie entscheidet sich für die Caredo AG, mit Abgabestelle in Basel. «Meine Idee war: Wenn ich schnell hin müsste, dann bin ich rasch da.» Ausserdem machte die Homepage einen professionellen Eindruck. Caredo verspricht dort, man helfe sofort.
Den Fotochip schickt sie ein. Die Rechnung von fast 460 Franken bezahlt sie im Voraus. Dann passiert nichts. Nach ein paar Wochen beschleicht Alexandra Balestreri ein mulmiges Gefühl. Sie fragt nach – und wird vertröstet. Es sei komplex, heisst es bei der Caredo. «Nach ein paar Monaten dachte ich schon: Hmm, stimmt das alles so?», erinnert sie sich. Nach ganzen fünf Monaten die schlechte Nachricht: Die Daten könnten nicht gerettet werden. Ein Albtraum.
Rasche, erste Analyse
Für Kurt Stockinger, stellvertretender Leiter des Datalabs der ZHAW Winterthur, viel zu viel Zeit: «Eine monatelange Abklärung bei einem Fotochip ist sehr lang», sagt er. Man wisse nach einer ersten Analyse rasch, ob eine Datenrettung klappe oder nicht.
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Mehr Schein als Sein
Bei Caredo AG ist nicht nur die versprochene Soforthilfe mehr Schein als Sein: Die Adresse in Basel ist eine Abgabestelle in einem Copyshop. Geschäftsräume hat die Caredo dort keine. Anrufe auf die 061-Telefonnummer werden umgeleitet nach Liechtenstein. Festplatten, USB-Sticks oder Fotochips an den Hauptsitz in Schaanwald (FL) geschickt. Ob sie dort repariert oder an einen weiteren Standort weitergeleitet werden, ist nicht ersichtlich.
Klar ist: Viele Datenfehler brauchen gar keine grosse Reparatur. «Sie sind mit einer Software relativ leicht behebbar – auch zu Hause», sagt Yves Eng vom Datenretter Kroll Ontrack. Diese Software gebe es oft schon für unter hundert Franken. Physische Beschädigungen an Chips oder Festplatten benötigen hingegen den Spezialisten. Da kann eine Datenrettung schnell mal mehrere tausend Franken kosten, ja nach Dringlichkeit und Zeitaufwand.
Vom Chip keine Spur
Angela Balestreri hat inzwischen die Hälfte ihres Geldes retour bekommen, so wie vertraglich vereinbart. Mehr als ein Jahr nachdem sie den Chip eingeschickt und bezahlt hat. Allerdings erst, als «Kassensturz» sich einschaltet. Fragen zum Fall hat die Caredo AG bis heute keine beantwortet. Und den Fotochip haben die «Datenretter» immer noch nicht zurückgeschickt.