Mit einer Extra-Gondel auf den Gletscher – ohne Anstehen, dafür mit Zwischenhalt bei Drinks und Häppchen in der VIP-Lounge: Das ist ab Dezember in der Region Jungfrau möglich. Kostenpunkt 12'000 Franken pro Jahr. Dafür ist man Mitglied in einem exklusiven Club.
Der Gast soll ein einmaliges Erlebnis haben, wenn er bereit ist, dafür mehr zu bezahlen.
Urs Kessler, Chef der Jungfraubahnen, hat sich von den Angeboten an Flughäfen inspirieren lassen. «Mit diesem Platinum-Club wollen wir etwas ganz Exklusives machen. Mit einer VIP-Lounge, mit Parking, mit einem speziellen Erlebnis, nämlich der Fahrt auf den Eigergletscher mit der VIP-Gondel», erklärt Kessler. «Der Gast soll kurz gesagt ein einmaliges Erlebnis haben, wenn er bereit ist, entsprechend mehr zu bezahlen.»
Gebucht werden kann ab Ende November, doch bereits heute habe er Anfragen aus dem In- und Ausland. «Das rettet sicher nicht die Wintersaison, aber wir wollen uns ganz klar über Qualität positionieren.» Das Angebot ist eine Art Lockvogel, damit auch weniger vermögende Wintersportlerinnen und -sportler auf die Region aufmerksam werden.
Eine eigene Piste mieten
Auch andere Tourismusregionen setzen auf diese Strategie. Im Engadin, am Corvatsch können Wintersportler abends eine ganze Piste für sich reservieren – ab 5000 Franken. Das Angebot gibt es seit ein paar Jahren. Eine Nische, die dieses Jahr wegen Corona besonderes Interesse wecken könnte, glaubt Andrea Rominger von der Corvatsch AG. «Vielleicht ist genau das ein Angebot, bei dem die Leute denken, dass es eine tolle Sache ist. Wenn vielleicht während des Tages die Piste zu überfüllt ist», sagt sie.
Der Luxus wird die Wintersaison nicht retten, aber es ist eine Möglichkeit, Erträge zu erzielen.
Für Jürg Stettler von der Hochschule Luzern könnten solche Exklusiv-Angebote tatsächlich ein Vorteil sein. «Der Luxus wird die Wintersaison nicht retten, aber es ist eine Möglichkeit, zusätzliche Erträge zu erzielen», so der Tourismus-Experte.
Allerdings nur für jene Regionen, die sich bereits im Hochpreissegment positionieren. «Die Angebote funktionieren wahrscheinlich nicht in einer Familien-Destination, die bildhaft gesprochen eher im Dreistern-Segment positioniert ist.» Günstige Skigebiete müssten also anderweitig kreativ werden, besonders in diesem Winter.