Seit fast genau einem Jahr kann in Uster (ZH) nicht nur mit Schweizer Franken, sondern auch mit einer anderen Währung bezahlt werden: mit dem «Usterbatzen».
Die regionale Währung soll das lokale Gewerbe unterstützen. Erfunden hat sie der Verein «Herzkern», der sich für ein lebendiges Zentrum in Uster einsetzt.
Das Ziel ist, das Geld in Uster zu behalten, im lokalen Gewerbe.
«Die umliegenden Städte wie Zürich, Winterthur, Rapperswil sind für Uster Fluch und Segen zugleich», erklärt Geschäftsführerin des Vereins, Sandra Hausmann. «Die Ustermer gehen auch dort einkaufen.» Genau das sollen sie aber nicht: Sie sollen ihr Geld möglichst in den Ustermer Geschäften ausgeben, so der Plan, mit dem «Usterbatzen».
Dümpelte die lokale Währung im ersten halben Jahr noch etwas vor sich hin, startete sie in den letzten sechs Monaten richtiggehend durch: Zu verdanken hat sie das der Corona-Krise und der damit verbundenen Unterstützung der Stadt Uster mit 100'000 Franken. Dank ihr konnte die Bevölkerung neun «Usterbatzen» zum Preis von acht erwerben. Das sind elf Prozent Rabatt.
«Die Sonderbatzen-Aktion hat uns wahnsinnig Aufschwung verliehen», bestätigt Sandra Hausmann. «Wir mussten sofort neue Münzen produzieren, um die Nachfrage aufzufangen.» Bis Ende September hätten sie allein wegen der Aktion schätzungsweise insgesamt 450'000 Franken umgesetzt. Inzwischen ist der «Usterbatzen» breit abgestützt und etabliert.
Nicht jede Alternativwährung ein Erfolgsmodell
Ganz anders sieht die Entwicklung beim «Eulachtaler» aus, der alternativen Winterthurer Währung. Vor vier Jahren wurde er in Umlauf gebracht, konnte sich aber nie richtig durchsetzen. Im ersten Jahr machten 22 Geschäfte mit, heute sind es 20.
Im Gegensatz zum «Usterbatzen» steckt hinter dem «Eulachtaler» auch viel Idealismus. Gegründet wurde er von alternativen «Gewerblern» wie dem Ehepaar Sabine Heusser-Engel und Peter Engel vom Verein «Living Room». Der «Eulachtaler» ist komplett vom Franken abgekoppelt und soll eine lokale Wirtschaftsgemeinschaft schaffen.
Die Winterthurer Geschäfte können den «Eulachtaler» nur in anderen Geschäften weiterverwenden, umtauschen können sie ihn nicht. Ein Nachteil, denn das funktioniert nur, wenn möglichst viele mitmachen. Das Ehepaar Engel, das die Regionalwährung allein betreut, muss deshalb bei jedem Geschäft viel Überzeugungsarbeit leisten, oft ohne Erfolg.
Am Rezept wollen sie aber festhalten, denn der «Eulachtaler» ist mehr als nur eine Währung, er ist auch ein Gefühl, ein supergutes, wie Sabine Heusser-Engel sagt: «Wenn ich diesen Schein in der Hand habe, weiss ich, das ist ein klar definierter Kreis von Geschäften, die Wertschöpfung findet hier statt.»
Durchzogene Bilanz zu Alternativwährungen
«Usterbatzen und «Eulachtaler» sind nicht die einzigen Alternativwährungen in der Schweiz. In Genf gilt der sogenannte «Léman» als Erfolgsmodell. Der Walliser «Farinet» hingegen wurde Ende 2019 aus dem Verkehr gezogen. Im Kanton Freiburg wurde vor drei Wochen eine neue Währung lanciert, der «Kranich».
Wenn am Anfang nicht genug Leute mitmachen, kommt es bald zu einer Abwärtsspirale.
Insgesamt sind in der Schweiz laut Jens Martignoni 10-15 alternative Währungen im Umlauf. Martignoni doktoriert an der Universität Köln zum Thema Komplementärwährungen und zieht eine durchzogene Bilanz. «Es läuft sehr unterschiedlich, alle sind aber auf einem bescheidenen Massstab hinsichtlich einer wirtschaftlichen Veränderung.»
Am schwierigsten sei es, genügend Leute und Geschäfte zu überzeugen, mitzumachen. «Wenn am Anfang nicht genug Leute mitmachen, kommt es bald zu einer Abwärtsspirale», erklärt Martignoni.