Das Wichtigste in Kürze
- Der Beruf des Hausarztes ist bei jungen Medizinern offenbar doch nicht so unbeliebt, wie vielerorts suggeriert wird.
- Viele Interessenten möchten aber vor der Tätigkeit in einer eigenständigen Hausarzt-Praxis für etwa fünf Jahre angestellt sein.
- Will die Schweiz den Mangel an Hausärzten in den Griff bekommen, braucht es einen Strukturwandel bei den bestehenden Hausarztpraxen, so die Ärztevereinigung FMH.
Der Hausarzt-Beruf ist nicht so unbeliebt wie angenommen. Eine neue Studie zeigt: Junge Mediziner wollen durchaus Hausärzte werden – aber nur unter gewissen Bedingungen. Doch welche Bedingungen sind das?
Gehört es auch dazu, selbstständig in einer Praxis zu arbeiten? Ja, aber nur mit einer gewissen Vorlaufzeit. Sven Streit vom Berner Institut für Hausarztmedizin sagt, junge Hausärzte möchten nach dem Studium zuerst angestellt sein: «Dies aber über einen beschränkten Zeitraum von etwa fünf Jahren. Und das zeigt eben doch, die hausärztliche Tätigkeit ist noch nicht ausgestorben.»
Gruppenpraxen gewinnen an Bedeutung
Haben junge Ärzte den ersten Karriereschritt als Angestellte hinter sich, haben sie durchaus Lust auf eine eigene Praxis. Aber nicht allein, sondern mit anderen Ärzten in kleinen Gruppenpraxen. In den Alltag übertragen heisst dies: Hausärzte wollen sich im Team austauschen können, die Verantwortung teilen und in Teilzeit arbeiten.
Dass zum ersten Mal wissenschaftlich untersucht wurde, was die Bedürfnisse junger Ärzte sind, sei erfreulich, betont der Präsident der Ärztevereinigung FMH, Jürg Schlup. Die Studie bestätige, was auch er selber im Alltag beobachte.
Mangel an Hausärzten überwinden
Will die Schweiz den Mangel an Hausärzten in den Griff bekommen, braucht es also einen Strukturwandel bei den bestehenden Hausarztpraxen. Dieser sei bereits im Gang, sagt Schlup: «Im Vergleich zu vor zehn Jahren sind wir heute einen grossen Schritt weiter. Die Einzelpraxis ist am Zurückgehen. In zehn Jahren werden Gruppenpraxen das normale Bild in der ärztlichen ambulanten Versorgung sein.»
Einzelpraxen seien daran, sich zusammenzuschliessen und zusätzlich junge Ärzte anzustellen. So dass die Jungen nach ein paar Jahren die Praxis übernehmen und als Gruppenpraxis weiterführen können.