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Amtsgericht Olten-Gösgen SO Ehemaliger Mitte-Politiker wegen Exhibitionismus verurteilt

  • Das Amtsgericht Olten-Gösgen hat den heute 55-jährigen Mann zu einer Freiheitsstrafe von 21 Monaten bedingt verurteilt.
  • Der Mann hat vor minderjährigen Mädchen und jungen Frauen exhibitionistische und sexuelle Handlungen vorgenommen.
  • Er ist unter anderem in 8 Fällen wegen sexueller Handlungen mit Kindern verurteilt.
  • Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Der Verurteilte ist ein ehemaliger Aargauer Mitte-Grossrat. Er soll zwischen 2017 und 2022 Mädchen und Frauen an der Aare zwischen Aarau und Olten belästigt haben. Es ging um total 35 Geschädigte.

Gerichtszeichnung
Legende: Der beschuldigte Politker (links) und sein Verteidiger (rechts) am Gerichtsprozess Anfang November 2024. Im Hintergrund das Richtergremium. SRF/Erika Bardakci-Egli

Die Opfer berichteten vor dem Amtsgericht Anfang November über ähnliche Vorfälle: Der Mann zeigte sich nackt und sprach die Mädchen und Frauen ungebührend an. Manchen rannte er nach, manche fasste er an, manche hielt er fest, manchmal masturbierte er.

Nicht alle Fälle bewiesen

Der 55-Jährige war vor Gericht teilweise geständig, sagte aber, dass er sich an einige Vorfälle nicht mehr erinnere. Das Gericht ist sich sicher, dass er sich in acht Fällen mit Minderjährigem schuldig gemacht hat. Die Opfer seien glaubhaft und die Beweislage klar. Hier ist er gemäss Amtsgericht wegen mehrfachen sexueller und versuchten sexueller Handlungen mit Kindern, sowie Exhibitionismus und sexueller Belästigung schuldig.

Etwa gleich viele Fälle betreffen Erwachsene. Hier sei der Mann wegen mehrfachen Exhibitionismus und sexueller Belästigung schuldig, sagt das Gericht. Hinzu kommt der Vorwurf der Irreführung von Beamten. Er habe sich bei seiner Festnahme nicht kooperativ gezeigt und bei der Hausdurchsuchung versucht, Kleidungsstücke verschwinden zu lassen.

Nicht alle 26 Fälle können gemäss Amtsgericht dem Beschuldigten zugewiesen werden. Dies, weil die Opfer den Täter nicht immer klar erkennen konnten oder ihre Beschreibungen nicht auf seine Postur gepasst haben. In mehreren Fällen wurde der Mann deshalb freigesprochen.

Keine besondere Reue

Der Mann habe keine besondere Reue gezeigt, sagte das Gericht. Er sei in Therapie und werde diese noch länger brauchen. Ein Gutachten spricht von einer Rückfallgefahr. Es gilt eine Probezeit von vier Jahren.

Opfer haben Täter vor Gericht identifiziert

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Symbolbild an Aare
Legende: Angeklagt war der Mann wegen 26 Handlungen zum Nachteil von 35 Mädchen und jungen Frauen, im Zeitraum von 2017 bis 2022. Verurteilt wurde er in 15 Fällen. SRF

Der heute 55-Jährige war im Juli 2022 von der Kantonspolizei Solothurn an der Aare in Erlinsbach festgenommen worden. Patrouillen waren dort unterwegs, nachdem es über mehrere Jahre immer wieder Meldungen gegeben hatte, dass sich ein unbekannter Mann im solothurnischen Niederamt oberhalb von Aarau im Naherholungsgebiet nackt gezeigt und exhibitionistische Handlungen vorgenommen habe.

Trauma bis heute

Viele der Frauen leiden bis heute. Sie berichteten vor Gericht von Schock, Ekel oder Angst aufgrund der Vorfälle. Manche sagten aus, dass sie sich nicht mehr alleine an die Aare oder in den Wald trauen würden. Fast alle Zeuginnen haben den Beschuldigten vor Gericht als Täter identifiziert.

Zudem erhält der ehemalige Politiker ein lebenslängliches Verbot, regelmässig mit Minderjährigen Kontakt zu haben, sagt das Amtsgericht.

Höhere Strafe als gefordert

Die Staatsanwaltschaft hatte 20 Monate Gefängnis bedingt gefordert. Die Verteidigung forderte 18 Monate bedingt. Das Amtsgericht hat also eine noch etwas höhere Strafe gewählt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig und kann an die nächste Instanz weitergezogen werden.

SRF 4 News, 16.12.2024, 17:00 Uhr ; 

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