Das Wichtigste in Kürze
- Nach einem schlechten 2016 hofft die Branche auf ein besseres Zuckerjahr.
- Ab September 2017 gelten auf dem EU-Zuckermarkt allerdings neue Regeln.
- Die EU will künftig 20 % ihrer Produktion exportieren, was den Preis drückt.
- Der Rohrzuckerimport ist laut «myclimate» ökologischer als der Rübenanbau.
Schweizer Bauern haben dieses Jahr rund 1,3 Millionen Tonnen Zuckerrüben geerntet. Daraus wurden in den beiden Fabriken in Aarberg und Frauenfeld rund 200'000 Tonnen Schweizer Zucker hergestellt. Das ist ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu den letzten Jahren – und das nicht nur wegen des Wetters.
Der Weltmarktpreis hat natürlich auch auf unseren Zuckerpreis negative Auswirkungen gehabt.
Das Erntejahr 2016 sei schon von Anfang an unter schlechten Vorzeichen gestanden, sagt Josef Meyer, Präsident des Schweizerischen Verbandes der Zuckerrübenpflanzer. «Vor einem Jahr war der Weltmarktpreis sehr tief, und dieser tiefe Preis hat natürlich auch auf unseren Zuckerpreis negative Auswirkungen gehabt. Und ein schlechter Zuckerpreis ergibt einen schlechten Rübenpreis.»
Neue Regeln für den europäischen Zuckermarkt
Zwar haben sich mittlerweile die Weltmarktpreise etwas erholt. Deshalb dürfte 2017 dank der höheren Preise ein besseres Zuckerjahr werden. Trotzdem drohe bald neues Ungemach, sagt Meyer. Im kommenden September werde nämlich der europäische Zuckermarkt neu geregelt. «Bis jetzt haben die Europäer etwa 95 Prozent ihres eigenen Konsums selber produziert. In Zukunft wollen sie ihre Produktion auf etwa 120 Prozent ihres eigenen Bedarfs ausdehnen.»
In Zukunft will die EU ihre Produktion auf etwa 120 Prozent ihres eigenen Bedarfs ausdehnen.
Damit würde die EU zum Exporteur von Zucker, so Meyer. Und wenn die EU mehr Zucker exportiere, könne das wieder auf die Preise drücken. Mit entsprechenden Folgen für die Schweizer Bauern. FDP-Nationalrat und Bauernpolitiker Jacques Bourgeois hat deshalb einen Vorstoss im Parlament eingereicht, der mehr Zollschutz und Mindestpreise für Schweizer Zuckerproduzenten fordert.
Südamerikanischer Rohrzucker hat bessere Ökobilanz
Doch es gibt hierzulande auch Kritiker der staatlichen Zuckerförderung. René Estermann, Geschäftsführer der Umweltorganisation «myclimate», bringt die Kritik auf den Punkt: «Wenn man ökologischen Zucker anbieten und konsumieren will, dann ist es nicht der schweizerische oder europäische Zucker, der am ökologischsten ist, sondern es ist eher der südamerikanische Rohrzucker.»
Es ist eher der südamerikanische Rohrzucker, der am ökologischsten ist.
Wenn man den ganzen Prozess anschaue, vom Anbau bis zur Verarbeitung, sei es viel ökologischer, Rohrzucker aus Lateinamerika zu importieren, statt in der Schweiz Zuckerrüben anzupflanzen, sagt Estermann – trotz der langen Transportwege. Damit sind die Schweizer Zuckerrübenproduzenten natürlich nicht einverstanden. Sie betonen die Bedeutung eines gewissen Selbstversorgungsgrades.
Verbandspräsident Meyer räumt aber ein: Der Zuckerrübenanbau müsse in den nächsten Jahren umweltfreundlicher werden. Etwa der Einsatz von Unkrautbekämpfungsmitteln müsse deutlich gesenkt werden. Hier gebe es in der Tat noch Handlungsbedarf.