Vergangene Woche kam es zu einem tödlichen Skiunfall an der Lenk. Ein vierjähriges Mädchen verstarb am Freitag im Spital, nachdem es auf der Piste mit einem Skifahrer zusammengestossen war. Die Kantonspolizei Bern prüft, ob strafrechtlich relevantes Verhalten wie zum Beispiel überhöhte Geschwindigkeit vorlag.
Gerade bei Kollisionen liege häufig ein Fehlverhalten der Ski- oder Snowboardfahrer vor, sagt Stefan Siegrist, Direktor der Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu). In solchen Fällen ist der Fahrer im rechtlichen Sinn ganz klar auch in der Pflicht.
«Die Skipiste ist kein rechtsfreier Raum», betont Siegrist. «Die FIS-Regeln müssen eingehalten werden.» Das heisse vor allem, beim Überholen genügend Abstand halten, das Tempo drosseln und Rücksicht nehmen, wenn man von hinten angefahren komme.
Siegrist sieht grundsätzlich eine geteilte Verantwortlichkeit, um Unfälle auf der Skipiste zu verhindern: «In erster Linie ist es die Eigenverantwortung der Ski- und Snowboardfahrer. Aber auch die Pistenbetreiber können gewisse Vorkehrungen treffen.» Letztlich spiele auch das Material eine Rolle und wie sich dieses technisch weiterentwickeln werde.
Gute Erfahrungen mit der «Slow Slope»
Eine solche Vorkehrung sind beispielsweise Pisten mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung. In Grindelwald (BE) hat man mit einer Piste, auf der höchstens 30 km/h erlaubt sind («Slow Slope»), gute Erfahrungen gemacht: «Wir haben diese Piste seit 14 Jahren und hatten seither keinen schweren Unfall mehr», sagt Andreas Heim, Leiter Pisten- und Rettungsdienst der Firstbahn.
Besonders ältere Gäste, Familien mit Kindern und die Skischule fühlten sich auf der Piste sehr wohl. «Sie werden dort nicht bedrängt und können so langsam fahren wie sie wollen», sagt Heim. Und es mache die Gäste, die schneller fahren wollten, aufmerksamer und halte sie dazu an, die dafür vorgesehenen roten und schwarzen Pisten zu benutzen.
Viel zu viele Skiunfälle
Laut der bfu kommt es jährlich zu über 60’000 Unfällen auf Schweizer Skipisten, der Grossteil ist selbstverschuldet. Zwar tragen die meisten Verunfallten nur leichte Verletzungen davon. Doch gerade über die Festtage, wenn in den Bergen Hochbetrieb herrscht, häufen sich die Unfälle.
Dieses Jahr flog die Rega über die Festtage rund 350 Einsätze, mehrheitlich wegen verunfallter Wintersportler. Die Spitze verzeichnete die Rega am 29. Dezember mit 80 Einsätzen.
Wegen des Hochnebels der letzten Tage zog es die Menschen in Massen in die sonnigen Berge: Die Bündner Bergbahnen verzeichneten 5,5 Prozent mehr Gäste über die Festtage. Die Engelberg-Titlis-Bergbahnen zählten 13 Prozent und Saas-Fee 24 Prozent mehr Gäste als im Vorjahr.