Gut 70 Prozent der nicht-geimpften Menschen in der Schweiz würden sich vielleicht doch noch gegen das Corona-Virus impfen lassen – falls ein Impfstoff bereit stünde, der nicht auf der mRNA-Technologie basiert. Die «Sonntagszeitung» hat eine repräsentative Umfrage des Forschungsinstituts Sotomo genauer analysiert und eine entsprechende Hochrechnung gemacht.
Sotomo-Geschäftsführer und Politologe Michael Hermann hingegen würde bei der Interpretation der Ergebnisse seiner Studie nicht so weit gehen. Das Argument, man lasse sich nicht impfen, weil die neue Technologie noch nicht erprobt sei, könne auch eine Ausrede sein.
Ein Argument mit Potenzial
Hermann räumt aber ein: «Die Tatsache, dass die Art des Impfstoffes, nämlich mRNA, das häufigst genannte Argument war, sich nicht impfen zu lassen, deutet ganz klar darauf hin, dass das wirklich ein wichtiger Faktor ist und das Potenzial hat, dass, wenn es einen klassischen Impfstoff gäbe, sich deutlich mehr impfen lassen würden.»
Viele Menschen hoffen offenbar, dass der Bund bald den Impfstoff von Johnson und Johnson zur Verfügung stellt. Johnson und Johnson ist zwar auch kein traditioneller Impfstoff, aber von der Technologie her einigen Menschen weniger suspekt.
Beim Bundesamt für Gesundheit ist die Botschaft angekommen. In einer schriftlichen Stellungnahme heisst es: «Es gibt Menschen, die eine andere Impftechnologie der innovativen mRNA-Technologie vorziehen. Zudem gibt es Menschen, die allergisch auf Inhaltsstoffe von mRNA-Vakzinen reagieren und sich deshalb nicht impfen lassen können. Der Bund möchte diesen Menschen eine Alternative bieten.»
Der Bund stehe daher mit weiteren Impfstoffherstellern in Kontakt.
Der Bund möchte diesen Menschen eine Alternative bieten.
Offene Fragen
Über die Gründe, warum es solange dauert, bis der Bund einen anderen Impfstoff zulässt, äussert sich die Medienstelle des Bundesamtes für Gesundheit heute nicht. Laut Fachleuten bieten die mRNA-Impfstoffe einen höheren Schutz vor einer Covid-19-Erkrankung.
SP-Nationalrätin und Gesundheitspolitikerin Yvonne Feri wollte eigentlich am Montag in der Session eine Frage zur Impfstoffbeschaffung stellen. Da der Bund nun aber offenbar mit Johnson und Johnson verhandle, warte sie noch zu: «Es sollte jetzt in den nächsten paar Tagen nichts Neues vom Bundesrat zu hören sein in Bezug auf diese neuen Verträge. Dann kann ich mir vorstellen, doch noch eine Frage zu stellen, die dann auch öffentlich beantwortet werden muss.»
Es besteht also der Druck, doch noch einen weiteren Impfstoff gegen Covid zur Verfügung zu stellen.