Sie hält im Gespräch immer mal wieder inne. Präzisiert Gesagtes. Lacht ab und zu laut auf. Die 37-jährige Annina Largo versprüht viel Energie, wenn sie über ihren Beruf redet. Seit vier Jahren führt sie den Verein «Sportegration», der Trainings für Geflüchtete, Expats und Einheimische anbietet: Yoga, Fussball, Schwimmen, Fitboxen – die Liste ist lang. Mittlerweile arbeiten rund hundert Freiwillige mit, an jedem Wochentag finden Trainings statt.
«Ich würde gerne sagen, dass ich mir das alles ganz genau überlegt habe», sagt Annina Largo. Aber so sei es nicht gewesen. «Driigrüütscht» sei sie. Ihr Engagement begann in der Flüchtlingskrise 2015/16, als viele Asylsuchende in die Schweiz kamen. «Damals habe ich mir überlegt, inwiefern ich einen kleinen Beitrag leisten könnte». Und so begann Largo neben ihrem Job als Rechtsanwältin Fitbox-Kurse für Geflüchtete anzubieten. Bekannte unterstützen sie dabei.
Schon bald interessierten sich immer mehr Geflüchtete für das Angebot. Und schon bald boten auch immer mehr Freiwillige ihre Hilfe an. Als «ziemlich explosionsartig» beschreibt Annina Largo selbst das Wachstum. Und es veränderte ihr Leben.
Nach zwei Jahren Doppelbelastung wurde es irgendwann zu viel.
2018 kündigte Annina Largo ihre Stelle als Anwältin, um sich ganz auf den wachsenden Verein zu konzentrieren. «Nach zwei Jahren Doppelbelastung wurde es irgendwann zu viel», begründet sie den Entscheid. Warum sie zugunsten ihres Engagements auf ihre Karriere als Anwältin verzichtet hat? «Am Ende des Tages» beginnt Annina Largo und überlegt, bevor sie fortfährt: «Auch wenn es abgedroschen klingt, aber die Erfüllung war so trotzdem grösser». Man könne direkt etwas bewirken.
Doch es gab und gibt bis heute Hindernisse zu überwinden: Die Finanzierung des Vereins sei die grösste Hürde, sagt Annina Largo. «Sportegration» lebt von privaten Geldern und Spenden von Stiftungen, für die Annina Largo und ihr Team immer wieder von neuem Gesuche einreichen müssen. «Die Planbarkeit ist etwas vom schwierigsten», so Largo.
In der Corona-Krise erhielt der Verein beispielsweise lange Zeit keine Antwort von den Stiftungen. Denn diese mussten Sitzungen und Beschlüsse aufgrund der Pandemie verschieben. Ob Geld reinkommen würde, war ungewiss. Mittlerweile ist die Finanzierung für die nächsten paar Monate gesichert, doch nicht länger.
Wir wussten in dieser Zeit nicht, ob Geld reinkommt.
An diese Unsicherheit hat sich Annina Largo gewöhnt, wie sie selbst sagt. «In den letzten vier Jahren hat es auch immer irgendwie funktioniert. Deshalb sage ich mir, dass es jetzt auch irgendwie gehen muss». Bereut habe sie ihr ihre Kündigung und ihr Engagement bis heute nicht, sagt sie ohne Zögern. «Nie».