Über zwei Millionen Ausleihen: Damit hat die GGG Stadtbibliothek Basel im vergangenen Jahr eine neue Rekordmarke überschritten. Noch nie zuvor waren so viele Bücher, Hörbücher, Comics, Games, Filme oder Zeitschriften ausgeliehen worden. Damit ist diese Bibliothek nicht allein: Auch in anderen Städten steigen Mediennachfrage und Besucherzahlen.
Das Interesse an den Basler GGG-Bibliotheken wächst schon länger: Innert zehn Jahren hat die Zahl derer Ausleihen um 60 Prozent zugelegt. Ein Grund dafür ist das ausgebaute Angebot an elektronischen Medien. Heute machen diese über 40 Prozent aus, wobei täglich online lesbare Zeitungen und Zeitschriften sehr gefragt sind, wie Direktor Klaus Egli erklärt.
Beim klassischen Buch sei die Nachfrage dennoch stabil geblieben – «das Buch lebt». Er gehe davon aus, dass die Ausleihen auch gelesen würden.
Es ist schon fast halbe-halbe, digital und analog.
Nicht nur in grossen Städten boomen Bibliotheken, sondern auch auf dem Land. Die Kantonsbibliothek Baselland in Liestal legte 2024 ebenfalls um rund 15 Prozent zu. Auch hier sei das Interesse speziell gross an elektronischen Medien, sagt Kantonsbibliothekarin Susanne Wäfler. «Es ist schon fast halbe-halbe digital und analog.»
Digital-Verbund über Kantonsgrenzen
Beim digitalen Angebot arbeiten Bibliotheken laut Wäfler zusammen; sie arbeiteten im Verbund mit Basel und vier weiteren Städten. Das liege auf der Hand, weil es bei einem E-Book nicht mehr darauf ankomme, wo genau dieses im Regal steht. Gemeinsam könnten sich die Bibliotheken mehr Medien leisten, was sie attraktiv mache.
In Liestal hat der Verbund erlaubt, das Angebot zu verdoppeln auf über 50'000 digitale Einheiten. Diese kann mal laut Wäfler rund um die Uhr nutzen mit einer App – «die wird rege genutzt.»
«Offene» Öffnungszeiten als Erfolgsfaktor
Ein anderer Erfolgsfaktor neben dem Angebot seien flexiblere Öffnungszeiten, erklärt Klaus Egli. Sechs der neun GGG-Standorte funktionieren inzwischen als sogenannte «Open Libraries», die man von sieben Uhr früh bis zehn Uhr am Abend besuchen kann. Ausserhalb der regulären Zeiten ermöglichen Mitgliederkarten den Zugang, und die Räume werden videoüberwacht.
Seit Corona haben die GGG-Bibliotheken überdies einen neuen Bestell- und Lieferservice: Damit kann man Medien in eine bestimmte Bibliothek ordern und auch abends spät noch abholen.
Wir sind quasi die öffentliche Stube der Stadt Basel geworden.
Dank erweitertem Angebot und längeren Öffnungszeiten haben auch die Besucherzahlen zugelegt – allein 2024 um rund zehn Prozent. «Wir sind quasi die öffentliche Stube der Stadt Basel geworden», freut sich der GGG-Bibliotheks-Chef.
Trotz Andrang ist es die Ruhe, die in der Bibliothek geschätzt wird. «Es ist gut zum Lernen und auch für Homeoffice, weil man nicht abgelenkt wird», sagt eine GGG-Besucherin. Ein anderer schätzt die Inspiration des Angebots: «Es ist eine Art Insel, wo man Fühler ausstrecken kann in verschiedene Richtungen». Und ein Pensionierter nutzt die Räume für Pausen, für Zeitungs- und Zeitschriftenlektüre, wenn er unterwegs ist.
Die stark wachsende Nachfrage nach Digitalem schadet demnach der analogen Bibliothek nicht, wie auch Susanne Wäfler feststellt: «Die Besucherzahlen gehen nicht zurück.» Als die Baselbieter Kantonsbibliothek von 20 Jahren am Sonntag öffnete, waren sie noch Pioniere, und der Sonntag habe heute noch Top-Frequenzen. So will nun auch Liestal bald als Open Library noch länger öffnen.