Bakterielle Infektionen können ganz schön heftig sein. Mit Antibiotika kriegt man sie aber recht schnell in den Griff – wenn sie denn wirken. Rund 300 Personen sterben in der Schweiz jährlich an einer Infektion durch antiobiotikaresistente Bakterien.
Seit drei Jahren kämpft der Bund mit einer Strategie gegen Antiobiotikaresistenzen an. Eine Massnahme dieser Strategie: Tierärztinnen und -ärzte müssen seit diesem Jahr jedes Antibiotikum, das sie abgeben, in einer Datenbank eintragen. Würde so eine Datenbank auch für Menschen etwas bringen? Die Tierärzte sagen: Ja.
Bund will genaue Übersicht
«Die Tierärzteschaft muss praktisch jede Antibiotikaeingabe von jedem Tier, egal ob Kuh, Schwein, Hund oder Katze, in die Datenbank eingeben. So haben wir eine sehr gute Datenlage», sagt Dagmar Heim vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen.
Der Bund verspricht sich eine genaue Übersicht: Bei welchem Tier, bei welcher Krankheit werden welche Antibiotika abgegeben – und wie viel? So will der Bund den Antibiotika-Einsatz zielgerichtet reduzieren können.
Die Tierärzte ihrerseits betonen: Die Arbeit mit der neuen Datenbank laufe gut – auch wenn es nun mehr zu tun gebe, so der Präsident der Gesellschaft Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte, Olivier Glardon. «Es ist ein Mehraufwand. Wenn man aber gut organisiert ist, ist es zu bewältigen. Das System ist wichtig, also nehmen wir den Mehraufwand auf uns.»
Etwa fünf Minuten Zusatzarbeit verursache die Fütterung der Datenbank pro Konsultation. Ihren Aufwand würden Veterinäre den Tierhaltern kostendeckend weiterverrechnen: mit einer Gebühr von fünf bis 15 Franken auf der Rechnung. Jetzt brauche es den nächsten Schritt: «Wichtig ist, dass aus der Humanmedizin detaillierte Angaben kommen. Das wird die nächste Aufgabe sein.»
Wenn wir das verrechnen würden, erachte ich den Zusatznutzen als gering.
Tierarzt Glardon spielt den Ball also ins Feld der Humanmediziner. Dort, beim Ärzteverband FMH, lässt Carlos Quinto diesen Ball ins Abseits fliegen. Er erinnert an die Zusatzgebühren seiner Kollegen aus der Tiermedizin – und an die ohnehin steigenden Gesundheitskosten. «Wenn wir das verrechnen würden, erachte ich den Zusatznutzen als gering. Und da die Zeit für den Kontakt mit dem Patienten limitiert wurde, wäre noch weniger Zeit für die Patienten vorhanden.
Erste Erkenntnisse Anfang 2020
Überdies hätten die Humanmediziner längst viel unternommen im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen. So gebe es etwa studiengestützte Richtlinien, die vorgeben, wann Antibiotika verschrieben werden sollten – und wann gerade nicht. Überdies sei im Humanmedizin-Bereich nur jedes 20. verschriebene Medikament ein Antibiotikum – kein Vergleich zur Menge in der Tiermedizin.
Was die neue Antibiotika-Datenbank der Tierärzte im Kampf gegen Antibiotikaresistenz bringt, erfährt man Anfang nächstes Jahr: Dann will der Bund erste Erkenntnisse präsentieren.