«Wir sind der lärmige Abfalleimer der Schweizerischen Luftwaffe», steht in einem offenen Brief geschrieben, der Mitte Oktober an Bundesrätin Viola Amherd ging. Absender: Die Obwaldner Gruppe «No Fluglärm OW».
Über dem ländlichen Kanton donnerten Kampfjets und drehten Helikopter ihre Runden, beklagt die Gruppe von Anwohnern. Hinzu kämen Flugzeuge der Pilatus Flugzeugwerke im nahegelegenen Stans.
Das Thema wurde inzwischen auch von der Politik aufgenommen. So hat der Obwaldner SP-Kantonsrat Guido Cotter bei der Regierung eine Anfrage zum Fluglärm deponiert. Denn auch er findet, die Region leide unter dem Lärm.
Nach meinem Eindruck hat der gesamte Fluglärm zugenommen.
Die Zahlen sprechen allerdings eine andere Sprache – jedenfalls was die Zahl der Helikopter-Flüge angeht. Jene Flugbewegungen über dem Kanton Obwalden hätten in den letzten Jahren sogar eher abgenommen, sagt die Statistik der Luftwaffe. Werner Tarnutzer, Flugplatzkommandant in Alpnach, weiss es genau: «2015 zählten wir 16'329 Flugbewegungen, 2019 waren es 15'147.» Über 1000 Starts oder Landungen weniger.
Alles also nur eine falsche Wahrnehmung? Die Fluglärmgegner von «No Fluglärm OW» widersprechen. Die Anzahl Flüge sage nämlich nichts darüber aus, wie lange die Flüge dauerten – und damit, wie lange der Lärm anhalte.
Helikopter machen stundenlang Übungsflüge über Kernser Gemeindegebiet.
Speziell ein Dorn im Auge sind den Anwohnern die «stundenlangen» Helikopter-Schulungsflüge – ausgehend vom Flugplatz Alpnach, dem Zentrum der Helikopter-Lufttransporte der Schweizer Armee.
Flugplatzkommandant Werner Tarnutzer räumt zwar ein, dass es Übungen für junge Helikopterpiloten gebe, die etwas länger dauerten: «Zum Beispiel eine Notlandeübung, bei der man den Lärm des Steig- und Sinkflugs fast als stationär empfinden kann.» Aber dabei gehe es «um Minuten und nicht um Stunden.»
Zweite Lärmquelle in Kägiswil
Alpnach ist aber nicht der einzige Flugplatz im Kanton Obwalden. Hinzu kommt noch Kägiswil, ein Flugplatz, der bis vor Kurzem der Armee gehörte und auf dem heute eine private Helikopterfirma ihre Basis hat.
Dort müsse man genau hinschauen, findet SP-Kantonsrat Guido Cotter. Denn bald stehe die Erneuerung des Mietvertrags zwischen der Flugplatzgenossenschaft und dem Kanton an. «In diesem Zusammenhang stellen sich auch Fragen in Bezug auf den Fluglärm, so etwa mit der Festlegung der Betriebszeiten.»
Diese Gelegenheit müsse man ergreifen, findet Cotter: «Dort kann man noch gewissen Einfluss nehmen.» Um dem ländlichen Kanton mehr Ruhe zu verschaffen.