Ein soziales Netzwerk, auf dem man Freundschaften schliessen, miteinander plaudern oder Interessengruppen bilden kann: Das ist Plimplom. Die App weist Funktionen auf, die man auch bei Facebook, Twitter oder anderen Netzwerken findet. Der Unterschied: Plimplom ist ein soziales Netzwerk nur für Personen mit Beeinträchtigung. Neun Monate haben 120 Personen aus dem Kanton Solothurn die Plattform getestet. Sie alle wohnen in der Rodania Stiftung für Schwerbehinderte Grenchen, dem Discherheim in Solothurn oder der Stiftung Arkadis in Olten.
Auch wenn Plimplom im Prinzip wie Facebook funktioniert, ist es doch ein ganz anderes System. Die Zielgruppe sind erwachsene Personen mit einer geistigen Behinderung. Die App ist darum sehr einfach zu bedienen. Vieles funktioniert mit Piktogrammen, Emojis oder anderen visuelle Hilfen.
Soziale Medien wie Facebook, Tiktok oder Instagram seien für diese Menschen zu kompliziert und vor allem zu gefährlich. Das sagt Melanie Studer, Leiterin Agogik der Rodania Grenchen und Präsidentin des Vereins Plimplom. «Plimplom bietet einen geschützten Rahmen, für den die Institutionen bürgen.» Der Zugang ist also auf einen bestimmten, kontrollierten Personenkreis beschränkt.
Vernetzen, chatten, flirten
Eine der Testerinnen ist die 62-jährige Brigitte Feldmann, die in der Stiftung Rodania wohnt. Sie nützt Plimplom nur schon deswegen gerne, weil sie dazu am Tablet arbeiten kann. «Dann kann ich etwas lernen. Wie ich damit umgehe.» Beim virtuellen Spaghettiplausch etwa will sie aber nicht teilnehmen. Es ist wie bei anderen Netzwerken: Man kann sich vernetzen, muss aber nicht.
Eine solche Vernetzung sei aber gerade für Menschen in Heimen wichtig und wertvoll, so Melanie Studer. «Wenn sie zum Beispiel an einer Party jemanden kennenlernen, ist dies je nachdem bereits Geschichte, wenn die Party vorbei ist und die Begleitperson nicht gemerkt hat, dass es gefunkt hat.» Die Heimbewohnenden könnten danach selber schauen, wo diese Person wohnt und einen Chat starten.
Menschen mit einer Behinderung hätten das gleiche Bedürfnis nach sozialen Medien wie alle anderen. Das habe sie in ihrer langjährigen Arbeit gemerkt, meint Melanie Studer. «Sie wollen Party machen, sie wollen an Festen teilnehmen, sind auf der Suche nach Freundschaften und der grossen Liebe.» Bisher gebe es viele kleine Projekte, aber kein grösseres, das alles vereine.
Es braucht Geld und Partner
Die App existiert erst als Prototyp. Dieser kam bei den 120 Testerinnen und Testern aber so gut an, dass sie ihn gleich im Alltag weiternutzen wollten, so Studer. Damit das soziale Netzwerk online gehen kann, braucht es einen Technologiepartner – und geschätzt eine halbe Million Franken für die Entwicklung. Geld, das der Verein Plimplom nicht hat. Das Ziel sei aber auch nicht ein gewinnorientiertes Produkt. «Es soll ein Produkt aus dem Alltag für Menschen mit Beeinträchtigung sein. Es soll auch in Zukunft für sie entwickelt werden. Und sie sollen Teil dieser Entwicklung bleiben.» Grundsätzlich sei die App für alle 160'000 Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung gemacht, die der Schweiz leben.
Der Name Plimplom entstand übrigens in der neunmonatigen Testphase und kam von einer der teilnehmenden Personen. «Wir fanden, er hat einen grossen Wiedererkennungswert, ist einfach auszusprechen und man kann ihn sich gut merken.»