Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Das eigene Verhalten zu ändern, fällt den meisten schwer. Trotzdem kann es effektiv sein, wenn der Bund die Bevölkerung dazu ermuntert, Strom und Gas zu sparen, weiss Frauke von Bieberstein, Verhaltensökonomin an der Universität Bern: «Appelle wirken immer dann gut, wenn es für den Einzelnen sehr klar ist, dass es ihm oder ihr auch etwas bringt.»
Wir Menschen orientierten uns an der Norm, sagt Bieberstein. «Bemerkt man, dass sich sehr viele Personen an etwas halten, dann tut man das dann auch.»
Studie zeigt: Verhaltensänderung durch Rückmeldung
Bloss ist das mit der sozialen Kontrolle, mit dem Schielen auf das Verhalten anderer, beim Energiesparen so eine Sache. Denn ob die anderen ihre Wohnung weniger stark heizen oder ob sie weniger lang duschen, bekommen wir nicht mit. Gerade hier könnten zusätzliche Anreize helfen, so die Professorin.
«Zum Duschen gibt es eine sehr gute Studie aus der Schweiz. Dabei wurden in Privathaushalten Messgeräte in die Duschen eingebaut, anhand derer man sofort während des Duschens Feedback bekommen hat, wie viel warmes Wasser und wie viel Energie verbraucht wurde.»
Der Energieverbrauch wurde mit einem Eisbären auf einer Eisscholle visualisiert. Je länger man also duschte, umso stärker schmolz die Eisscholle dahin. Diese unmittelbare Rückmeldung aufs eigene Verhalten hat die Leute in der Studie dazu motiviert, ihre Duschdauer rasch und deutlich zu verkürzen.
Wenn dringend eine Änderung kommen muss, dann kann es sinnvoll sein, Gebote oder Verbote zu machen.
Doch dem Bund fehlen aktuell solche Instrumente, um die Verhaltensänderung zu beschleunigen. Vorerst versucht er es mit einer Sensibilisierung für das Problem, später könnten allenfalls konkrete Stromsparappelle folgen.
Gebote und Verbote können schneller wirken
Doch für den Menschen sei es schwer, sich neue Gewohnheiten anzueignen, sagt Bieberstein. «Wenn jetzt ganz dringend und sehr schnell eine Änderung kommen muss, dann kann es sinnvoll sein, Gebote oder Verbote zu machen.»
Schon zu Beginn der Coronapandemie lief es ähnlich: Der Aufruf, Masken im öffentlichen Verkehr zu tragen, fruchtete wenig. Die meisten Reisenden griffen erst zum Mund-Nasen-Schutz, als dieser obligatorisch wurde.