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Entlastung für Angehörige ist wichtig
Aus 10 vor 10 vom 22.05.2019.
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Arbeit und Angehörigenpflege Eine willkommene Entlastung für Familien

Der Bundesrat will die Situation von pflegenden Angehörigen verbessern. Bezahlter Betreuungsurlaub oder auch ein erweiterter Anspruch auf Hilflosenentschädigung kommen bei Betroffenen gut an. Dies zeigt das Beispiel einer jungen Familie mit einem Kind mit schwerem Gendefekt.

Tatjana Hagmann sitzt wie auf Nadeln. Ihre Tochter Ayleen kämpft mal wieder gegen eine Lungenentzündung. Die 3-Jährige hat einen seltenen Gendefekt, der sich auch auf die Atmung auswirkt. Seit einem schweren epileptischen Anfall wird sie künstlich ernährt und braucht rundum Betreuung.

Diese deckt zum grössten Teil Tatjana Hagmann und ihr Mann ab. Unterstützt werden sie durch Ayleens Grossmutter und die Kinderspitex. Trotz Hilfe – die junge Familie kam kräftemässig und finanziell immer wieder ans Limit. Deswegen und weil ihr die Decke zu Hause auf den Kopf zu fallen drohte, arbeitet die 25-jährige Mutter seit kurzem wieder zu 50 Prozent.

Dass der Bundesrat die Situation von Eltern verbessern will, die für pflegebedürftige Kinder sorgen, begrüsst sie: «Ich finde es gut, dass man auch mal für Familien, die es nicht so leicht haben, etwas macht». Natürlich freue man sich über bezahlten Betreuungsurlaub. Sie befürchtet allerdings, dass Eltern, die in kleineren Betrieben tätig sind, es schwer haben dürften, diesen auch zu beziehen.

«Alter ist grundsätzlich keine Krankheit»

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Für Peter Burri von Pro Senectute gehen die Pläne des Bundesrates grundsätzlich in eine richtige Richtung, stört sich aber am Betreuungsurlaub: «Das mag bei Krankheiten funktionieren, aber das Alter ist grundsätzlich keine Krankheit. Es ist ein sich verschlechternder gesundheitlicher Zustand und da reichen diese drei vorgesehenen Tage nicht aus.»

Hier müssten die Angehörigen längerfristig unterstützt werden können. «Viele Leute werden alt und sollen zu Hause wohnen können», so Müller. Diese Betreuung brauche aber Zeit: «Wir sprechen hier von Jahren, in denen diese Betreuung gewährleistet werden muss.»

Für die Pflege von älteren Angehörigen seien neue Finanzierungsmodelle gefragt: «Bund, Kantone, Öffentlichkeit, Private, Wirtschaft und Industrie müssen zusammenspannen.»

Änderung ermöglicht lang gehegte Wünsche

Rund 1200 Franken Hilflosenentschädigung erhält Familie Hagmann pro Monat. Bisher wurde der Anspruch für jeden Tag gekürzt, den Ayleen im Spital verbracht hat. Künftig soll dies erst ab einem mehr als einmonatigen Spitalaufenthalt der Fall sein.

Für Tatjana Hagmann ebenfalls eine gute Nachricht. Aus ihrer Sicht sollte der Anspruch aber gar nicht gekürzt werden. «Auch wenn Ayleen im Spital ist, bin ich doch 24 Stunden bei ihr. Sie kann nicht im Bett liegen und einen Knopf drücken, wenn es ihr nicht gut geht, sie kann nicht sagen, was sie hat.»

«Nur Danke zu sagen reicht nicht»

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Bundesrat Alain Berset bekräftigt den Entscheid des Bundesrats noch einmal: «Die Pflege der Angehörigen spielt nicht nur für die betroffenen Personen eine grosse Rolle, sondern auch für die ganze Gesellschaft. Nur Danke zu sagen reicht nicht.» Es brauche konkrete Massnahmen, um den Leuten zu helfen.

Das Problem sei aktueller denn je: «In unserem Land gibt es 4'500 Familien, welche jedes Jahr von einem Unfall oder einer Krankheit eines Kindes betroffen sind. Das führt dazu, dass die Eltern aufhören zu arbeiten und keinen Lohn mehr haben.» Das sei nicht akzeptabel.

Der Bundesrat wolle die Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie verbessern. Das verursache Kosten, aber: «Die sind akzeptabel, in anbetracht der hohen Leistungen von pflegenden Angehörigen für die Gesamtgesellschaft», so der Bundesrat.

Den Vorwurf, die Pflege von älteren Menschen, beispielsweise Demenzkranken, werde zu wenig thematisiert, widerspricht Berset. «Es gibt heute schon sehr viele Möglichkeiten für ältere Menschen, beispielsweise die drei Tage Urlaub.» Es brauche nun eine Debatte im Parlament.

Auf jeden Fall rückt mit der geplanten Entlastung ein schon länger gehegter Wunsch der Familie ein Stück näher: Den Kauf eines Busses, der genug Platz bietet, um den speziellen Rollstuhl von Ayleen direkt reinschieben und besser Ausflüge als Familie unternehmen zu können.

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