Darum geht es: Seit Mitte Oktober finden in mehreren Kantonen regionale Streiks auf Baustellen statt. Am Montag legten über 4000 Bauarbeiter in der Waadt ihre Arbeit nieder, wie die Gewerkschaften Unia und Syna mitteilten. Am Dienstag sind Protesttage in Zürich geplant.
Warum streiken die Bauarbeiter? Die Bauarbeiter wollen weiterhin das Recht, mit 60 ohne Lohneinbussen in Rente gehen zu können. SRF-Wirtschaftsredaktor Klaus Bonanomi erklärt den Hintergrund: «Der Landesmantelvertrag, also der Gesamtarbeitsvertrag der Baumeister, läuft Ende Jahr aus.» Seit 2003 ist gewährleistet, dass Bauarbeiter mit 60 in Rente gehen können. «Nun gibt es aber Schwierigkeiten bei der Finanzierung, weil grössere Jahrgänge in Rente gehen», sagt Bonanomi.
So könnte eine mögliche Einigung aussehen: In früheren Verhandlungsrunden wurde vereinbart, dass die Arbeiter künftig 2 ¼ Prozent Beiträge für den vorzeitigen Altersrücktritt bezahlen müssten. Das wären 0,75 Prozentpunkte mehr als heute, zusätzlich zu den bereits bestehenden Lohnabzügen für AHV, PK und ALV. Die Arbeitgeber zahlen heute schon mehr, 5,5 Prozent.
Diskussion um Lohnerhöhungen: Die Baumeister sind gewillt, den Arbeitern im neuen GAV Lohnerhöhungen von genau 0,75 Prozent zu gewähren, also in der Höhe der geplanten Zusatzbeiträge der Arbeitnehmer. Die Gewerkschaften allerdings fordern eine Lohnerhöhung, die Ende Monat im Portemonnaie spürbar ist, wie die Unia auf ihrer Website schreibt.
Das fordern die Baumeister: Die Baumeister sind ebenfalls bereit, ihren Arbeitern zu ermöglichen, mit 60 ohne Lohneinbussen in Rente zu gehen. Sie verlangen aber mehr Flexibilität. Die Bauarbeiter sollen von März bis Dezember Arbeitstage von bis zu 12 Stunden in Kauf nehmen. Zusätzlich wollen die Baumeister, dass Praktikanten auf Baustellen bis vier Monate ohne Mindestlohn beschäftigt werden dürfen.
Ist eine Einigung realistisch? «Es geht um alles oder nichts», sagt Wirtschaftsredaktor Bonanomi. Das bedeutet: Entweder schlucken die Arbeiter die Forderungen der Baumeister oder das Rentenalter 60 steht wieder zur Debatte. Beide Seiten seien sehr kampferprobt, aber Bonanomi ist zuversichtlich, dass eine Einigung erreicht werden wird.