Die Armeeapotheke hat sich in den letzten Wochen und Monaten einiges an Kritik anhören müssen, vor allem wegen der Beschaffung von Schutzmasken zu Beginn der Pandemie. Rückblickend lief tatsächlich einiges schief. Es wurden zum Beispiele zu viele Schutzmasken gekauft zu zu hohen Preisen – und angeblich war auch schlechte Ware darunter.
Heute hat sich die Armee vor den Medien zu rechtfertigen versucht und Besserung gelobt – aber auch auf Erfolge hingewiesen. Der Chef bemühte ein sehr drastisches Bild für die Situation seiner Armeeapotheke. Daniel Aeschbach verglich sie «mit einer Operation am offenen Herzen eines Patienten mit multiplem Organversagen, der gerade einen Marathon läuft.»
Überrumpelte Armeeapotheke
Aber warum war die Armeeapotheke so überrumpelt, so überfordert, als sie im März letzten Jahres den Auftrag fasste: Schutzmaterial zu organisieren – Anzüge, Brillen oder eben Masken, allein von letzteren 550 Millionen Stück. Die Antwort ist einfach: Sie rechnete nicht damit. Sie musste es auch nicht, denn im Pandemieplan des Bundes steht nichts von dieser Aufgabe für die Armeeapotheke.
Der Auftrag der Armeeapotheke sei die Versorgung der Armee und der Bundesverwaltung, sagte Aeschbach. «Wir sind eine zentrale Einkaufsstelle für den Bund. Aber nicht in dem Umfang, wie wir ihn jetzt erlebt haben. Das hat niemand so antizipiert.»
Plötzlich musste die Armee-Einrichtung Material im Wert von 150 Mal mehr bestellen, lagern und verteilen. Bis dahin hatten sich gerade mal drei Leute um die Beschaffung gekümmert, mit der Zeit wurden es dann 20 Mal mehr. Auch die Computersysteme waren dem nicht gewachsen. So richtig bereit war die Armeeapotheke erst im Mai.
Wir wollen Lehren daraus ziehen, wie wir uns für eine nächste Krise besser aufstellen und vorbereiten können.
Bis dahin kaufte sie unter Zeitdruck Masken weit über dem Marktpreis und – zumindest rückblickend gesehen – viel zu viele: nicht wie verlangt 550 Millionen, aber doch gut 300 Millionen Stück. Darunter auch schlechte Ware, die angeblich schon schimmeln soll. Letzteres allerdings hat sich in Tests nicht bestätigt.
Für die überschüssigen Masken wird jetzt eine Verwendung gesucht. Man könnte sie Schulen oder Hilfsorganisationen geben, sagte Armee-Cheflogistiker Thomas Kaiser. Und selbst für die vielen Masken, die schon das Ablaufdatum erreicht hätten, suche man Möglichkeiten: «Die Vernichtung von einwandfreien Masken – nur, weil deren Verfallsdaten abgelaufen sind – werden wir wenn immer möglich vermeiden.»
Reibungslose Impfstoff-Verteilung
Unterdessen scheint die Armeeapotheke ihren Aufgaben gewachsen.
Die Verteilung der Impfstoffe laufe reibungslos – für solche Aufgaben ist die Armeeapotheke im Pandemieplan des Bundesrats auch ausdrücklich vorgesehen.
Damit die Armeeapotheke bei einer Krise nicht wieder an den Anschlag kommt, soll sie anders organisiert werden, sagt deren Chef Daniel Aeschbach. «Wir wollen Lehren daraus ziehen, wie wir uns für eine nächste Krise besser aufstellen und vorbereiten können.»
Das heisse aber nicht, jetzt einfach auf Vorrat viel mehr Leute einzustellen, sondern im Ernstfall schneller reagieren zu können.