Sie können Banknoten am Zoll erschnüffeln. Wittern Drogen. Ihrer Nase bleiben geschmuggeltes Elfenbein am Flughafen oder UBS-Sticks bei Hausdurchsuchungen nicht verborgen. Weniger bekannt ist, dass Hunde auch Tierarten aufspüren: In Schaffhausen, Zürich, St. Gallen und im Kanton Luzern suchen sie derzeit für eine Studie nach Fledermäusen und ihren Quartieren. Kot ist dabei der Schlüssel zum Erfolg.
Zum Schutz der Fledermäuse
So ist die Golden-Retriever-Dame Dublin auf Hinterlassenschaften von Fledermäusen trainiert. An einem Nachmittag im November schnuppert sich das Tier durch ein Schaffhauser Waldstück. Mal wittert die Hündin etwas in der Luft, dann am Boden. «Dublin sucht sehr selbständig», erklärt ihre Besitzerin Marie-Sarah Beuchat im Dickicht. Sie gehört zur Organisation «Artenspürhunde Schweiz», welche die Studie durchführt.
Die Studie soll aufzeigen, wie zuverlässig die sogenannten Artenspürhunde Baumhöhlen anzeigen. «Die Idee ist, dass man die Bäume anschliessend markieren und schützen kann», sagt der Schaffhauser Fledermaus-Experte Christian Ehrat, welcher die Suche begleitet. Dass bewohnte Bäume nicht gefällt werden, ist wichtig für die Fledermäuse. Denn viele sind in der Schweiz bedroht, die Tiere und ihre Quartiere sind gesetzlich geschützt.
Der regelmässige Einsatz von Spürhunden könnte einen Systemwechsel bedeuten. Derzeit muss eine Fledermaus mit einem Sender ausgestattet werden. Nur so führt sie die Forscherinnen und Forscher zu ihrer Behausung. «Solche Sender sind relativ teuer», gibt Christian Ehrat zu bedenken.
Und: Die Fledermaus muss fürs Anbringen des Senders eingefangen werden. «Das ist ein unangenehmer Eingriff für das Tier», so der Fledermaus-Experte, «Schmerzen hat es zwar nicht, aber Panik». Diese Methode gelte offiziell als Tierversuch. Sollten die Spürhunde tatsächlich zuverlässig Fledermaus-Quartiere finden, wären sie laut Ehrat die bessere Alternative.
Den richtigen Riecher gehabt
Im Schaffhauser Waldstück dauert es keine Minute, bis Dublin neben einem moosbewachsenen Baum verharrt. «Wenn sie etwas findet, setzt sie sich hin oder springt hoch», erklärt Marie-Sarah Beuchat. «An dieser Stelle ist sie sich ziemlich sicher, dass sie Fledermaus-Kot gerochen hat». Dublin hat sich nicht getäuscht, wie Christian Ehrat bestätigen kann. Ihm ist der Baum mit seiner Höhle als Fledermaus-Quartier bekannt: «Hier können bis zu drei Dutzend Tiere leben, die nachts ausfliegen.»
Die Suche mit Artenspürhunden hat auch schon zu Überraschungen geführt: So zeigte ein Hund Fledermaus-Kot bei einem Grenzstein an. «Wir vermuten, dass die Fledermäuse über den Grenzstein geflogen sind und dort ‹runtergekegelt› haben», sagt Christian Ehrat. «Schliesslich haben wir herausgefunden, dass sich die Tiere einige Meter daneben in einem Baum einquartiert haben.»
Hunde finden auch Fischotter
Die Studie und Evaluierung des Vereins Artenspürhunde Schweiz rund um die Fledermäuse dauert voraussichtlich noch bis Herbst 2022. Ihre Verlässlichkeit bereits bewiesen haben die Hunde bei der Suche nach Fischottern. Sie spüren ihren Kot auf, was den Forscherinnen und Forschern Hinweise auf die Ausbreitung der Tiere gibt.
Auch auf Wildschwein-Kadaver sind die Spürhunde trainiert. «Dies ist wegen der afrikanischen Schweinepest, die früher oder später in die Schweiz kommt», so Marie-Sarah Beuchat. Die Hunde sollen die toten Wildschweine entdecken, damit Proben entnommen werden können. Noch liegt dieses Szenario aber in der Zukunft.