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Grosser Sprengstoffdiebstahl im Baselbiet
Aus Regionaljournal Basel Baselland vom 04.09.2024. Bild: Keystone / Thomas Hodel
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Auf SBB-Baustelle gestohlen Sprengstoff-Klau im Baselbiet: Die verantwortliche Firma schweigt

Im Juli wurde einer Firma kiloweise Sprengstoff entwendet. Sie bestätigt nun den Vorfall, lässt aber viele Fragen offen.

Anfang Juni erhält die Anwohnerschaft von Grellingen im Baselbieter Laufental ein Informationsschreiben der SBB. «Sprengarbeiten Bahnübergang Bahnhofstrasse», lautet der Titel.

An einem Bahnübergang müsse Fels abgetragen werden, um den Bau der Doppelspur zwischen dem Dorf und Duggingen BL zu bauen. Es komme zu sogenannten «Auflockerungssprengungen». Die Firma Gasser Felstechnik AG würde im Juni mit den Sprengarbeiten beginnen.

Kurz nach Aufnahme der Sprengarbeiten verschwindet kiloweise Sprengstoff. Wer ihn gestohlen hat, wofür und wo er sich derzeit befindet, ist unklar.

Die Bundesanwaltschaft hat «umgehend» ein Strafverfahren eröffnet und «notwendige» und «umfassende» Ermittlungen eingeleitet, wie sie mitteilt. Mit an Bord ist die Bundespolizei Fedpol, die Kantonspolizei Basel-Landschaft und weitere Behörden. Verhaftet wurde noch niemand. Das Onlineportal «J» hat als Erstes darüber berichtet.

«Grösstes Interesse an lückenloser Aufklärung»

Nun hat sich die Firma Gasser Felstechnik auf Anfrage zu Wort gemeldet. Sie bestätigt, dass ihr Sprengstoff entwendet wurde.

Ein Mitarbeiter von Gasser Felstechnik streckt den rechten Daumen in die Höhe.
Legende: Spezialisten des Spezial-Bauunternehmen für Untertagebau, Felssicherung, Tiefbau und Sprengungen sind wohl ihrer Aufsichtspflicht nicht nachgekommen. Es gilt die Unschuldsvermutung. KEYSTONE/Urs Flueeler

Die genauen Umstände des Diebstahls seien allerdings Gegenstand laufender Ermittlungen, weshalb sie sich nicht weiter dazu äussern könnten. Man habe aber «grösstes Interesse an der lückenlosen Aufklärung» des Falls, schreibt sie.

Die Kantonspolizei Baselland und die SBB äussern sich auf Anfrage nicht zum Vorfall. Letztere, weil es sich um ein laufendes Strafverfahren handle. Das Fedpol hat auf eine E-Mail nicht reagiert.

Menge an gestohlenem Sprengstoff unklar

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Wie viel Sprengstoff genau gestohlen wurde, ist nicht bekannt. Laut der Plattform J, die sich auf einen anonymen Sprengstoffexperten beruft, dürfte es sich um Sprengstoff handeln, der pyrotechnisch oder elektrisch gezündet werde. Original sei solcher Sprengstoff in 10-Kilo-Kisten verpackt. Eine solche Kiste entspreche etwa der Sprengkraft von 20 Panzerminen.

Ein von SRF befragter anonymer Sprengmeister spricht von speziellen Sprengstoffkisten, worin sich zwischen 22 und 25 Kilogramm Sprengmittel befinden könnten.

Wie kann das passieren?

Unbestätigten Berichten zufolge, von denen das Portal «J» Kenntnis hat, verliessen die Spezialisten der Firma Gasser Felstechnik über Mittag die Baustelle. Als sie zurückgekommen seien, fehlte der Sprengstoff.

«Die Vorschriften zur Sicherung von Sprengstoff auf einer Baustelle sind klar: Wenn Sprengstoff verarbeitet wird, ist die Arbeitsstelle stets zu überwachen», sagt Walter Weber. Er ist eidgenössisch diplomierter Sprengfachmann und führt eine eigene Firma für Sprengtechnik.

Ausserdem habe die Lagerung von Sprengstoff nach Sprengstoffgesetz und -verordnung zu erfolgen, fügt Weber an. Lager müssten immer abgeschlossen und gesichert sein.

Das Lager bringst du nicht so einfach auf.
Autor: Schweizer Sprengmeister

Für einen weiteren Sprengmeister, der namentlich nicht genannt werden will, gibt es zwei Möglichkeiten, wie der Sprengstoff entwendet wurde: Entweder die Firma hat die Sprengmittel mit dem Auto auf die Baustelle gebracht. Die speziellen Sprengstoffkisten, in denen das Sprengmittel transportiert wird, wurden im Auto geklaut – oder das Auto selbst.

Oder die Sprengmittel wurden aus einem selbst eingerichteten Lager entwendet. Daran glaube er jedoch weniger, so der Sprengmeister. Denn es gebe zahlreiche gesetzliche Vorgaben dafür. Man würde drei Schlüssel brauchen, unter anderem einen Tresorschlüssel, um an den Sprengstoff heranzukommen. «Das Lager bringst du nicht so einfach auf.»

Kein Tracking, aber Rückverfolgbarkeit

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Der anonyme Sprengmeister sagt, der gestohlene Sprengstoff könne rückverfolgt werden. Einerseits seien auf Sprengstoff, der in der Schweiz verwendet werde, QR-Codes versehen, womit die ganze Lieferkette – als vom Hersteller über Zwischenlieferant(en) bis zum Konsumenten – nachverfolgt werden könne.

Andererseits sei in jedem Sprengsatz Markiersubstanz enthalten. Würde der Sprengsatz detonieren, könne man anhand der Farbpartikel der Substanz erkennen, wann der Sprengsatz wo produziert wurde.

Im Sprengsatz selbst seien aber keine GPS-Tracker verbaut, um ihn bei Verlust allenfalls wiederzufinden.

Der befragte Sprengmeister hofft, dass keine komplett gefüllte Sprengkiste weggekommen ist. Zwar könne man alleine mit Sprengstoff nicht viel machen. Es bedürfe eines Zünders. Allerdings fänden Kriminelle eine Möglichkeit, den Sprengsatz irgendwie zum Explodieren zu bringen.

Auf die betroffene Firma angesprochen, sagt er: «Das wünscht man niemandem.»

Regionaljournal Basel Baselland, 04.09.2024, 06:31 Uhr;stal

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