In der Schweiz sind 42 Prozent doppelt geimpft. Weitere 12 Prozent haben die erste Dosis erhalten. Das sind die aktuellen Zahlen. Das Impftempo ist in den letzten Wochen allerdings spürbar erlahmt.
Dies sehr zum Bedauern von Manuel Battegay, dem Chefarzt für Infektiologie am Universitätsspital Basel. «Es muss wieder ein Momentum entstehen, damit sich möglichst viele Menschen in den nächsten ein bis vier Wochen impfen, damit wir im Herbst wirklich sehr gut gerüstet sind, wenn das Virus wieder vermehrt zirkuliert.»
Sorgen der Menschen ernst nehmen
Denn ab einem gewissen Punkt würden bei weiter steigenden Infektionszahlen auch die schweren Fälle und die Spitaleinweisungen aufgrund von Covid-19 wieder zunehmen, sagt Battegay. Klar ist: Menschen, die aus ideologischen Gründen gegen die Impfung sind, wird man nicht überzeugen. Aber es gibt auch viele Frauen und Männer, die den Impfstoffen nicht so recht über den Weg trauen, und die Angst vor Nebenwirkungen hätten. Deren Sorgen müsse man ernst nehmen.
Covid-19-Impfung
Diese Fragen, diese Sorgen anzugehen, sie zu beantworten; dazu könnten Ärztinnen und Ärzte sehr viel beitragen. «Das erlebe ich auch in meiner Sprechstunde, dass viele Menschen überzeugt werden können, wenn man diese Fragen gut diskutiert.» Er sieht vor allem die Hausärztinnen und Hausärzte in der Pflicht, denn sie sind am nächsten an den Patienten dran. Sie sollten sich, schlägt Battegay vor, auch die Zeit dafür nehmen, den Menschen aufzuzeigen, wie die Impfung funktioniert, und warum mRNA-Impfstoffe sicher und wirksam sind.
Impfen in Bussen und Shoppingzentren
Generell sollte der Zugang zu den Impfungen in der Schweiz noch unkomplizierter werden, findet der Basler Chefinfektiologe. Man müsse zu den Leuten hingehen. Es brauche zum Beispiel Impfbusse, die in allen Kantonen unterwegs seien und an belebten Plätzen in Städten und Dörfern Halt machten. Oder auch Impfaktionen in Einkaufszentren, wie es sie bereits in der Waadt und demnächst auch in Genf gibt.
Daneben gibt immer wieder zu reden, dass selbst in der Gruppe der über 70-Jährigen noch 20 Prozent ungeimpft sind, wie Bundesrat Alain Berset unlängst in einem Interview kritisierte. Auch in dieser Altersgruppe gibt es also noch bei einigen Bedenken, obwohl eine Impfung für sie besonders wichtig wäre. Der Senevita Sonnenpark in Pratteln BL hat es geschafft, eine hohe Impfquote zu erreichen. In seinem Altersheim seien 90 Prozent geimpft, wie Geschäftsführer Christian Schüpbach erklärt.
«Wir waren sehr aktiv. Wir haben sehr viel Information betrieben, direkt mit unseren Bewohnern im Gespräch, aber auch mit Hinweisen und schriftlichen Stellungnahmen, wie wir zur Impfung stehen», sagt er.
«Wir standen unserem Bewohnenden auch zur Verfügung, wenn sie Fragen hatten, und haben uns da an die Empfehlungen des BAG gehalten und die Impfung empfohlen.» Also auch hier galt: Auf die Menschen zugehen und sich Zeit nehmen für ihre Sorgen. Die grosse Frage ist jetzt, ob sich dieses Erfolgsrezept auf die ganze Gesellschaft übertragen lässt.