Die Lawinengefahr ist laut dem Institut für Schnee- und Lawinenforschung derzeit im ganzen Schweizer Alpenraum erheblich. Dennoch lockt der viele Neuschnee Skitourenfahrer und Splitboarderinnen in die Berge. Während der Pulverschnee die Abfahrt zum Vergnügen macht, ist der Aufstieg auf einer hart präparierten Piste viel kraftsparender und praktischer.
Tourenfahrer nutzen daher immer wieder die Pisten der Skigebiete zum Aufstieg. So auch im Berner Oberland auf der Elsigen-Metsch, und zwar immer öfter. Um dem entgegenzuwirken, hat man sich bereits vor längerer Zeit für ein Verbot entschieden.
Tourengeher auf der Piste gefährden sich und andere
Denn die Tourenläuferinnen und -läufer auf der Piste sind gefährlich: «Wenn Tourenfahrer die Piste kreuzen und Skifahrerinnen den Berg herunterfahren, ist das immer heikel», sagt Christian Zenger, Geschäftsführer der Elsigenalpbahnen.
Noch gefährlicher für die Tourer werde es am Abend: «Wenn unsere Pistenfahrzeuge unterwegs sind und ihre Seilwinden nutzen, herrscht Lebensgefahr», so Zenger.
Ein Windenseil, das hochschnellt, kann ohne weiteres einen Menschen zerteilen.
Die Pistenfahrzeuge sind nämlich an bis zu einem Kilometer langen Stahlseilen befestigt, die sie die Piste hochziehen. «Ist kein Gewicht auf den Seilen, schlängeln sie sich auch um die Kurven der Skipisten», sagt Zenger. «Wird das Seil belastet, schnellt es dann sofort in die Gerade. Das kann ohne weiteres einen Menschen zerteilen.»
Die Skitourenfahrer aus dem Gebiet verbannen will man aber nicht: «Wir haben über den Winter einen signalisierten und lawinengesicherten Weg für Schneeschuhläuferinnen und Tourenskifahrer. Dort können sich die Leute dann gefahrlos bewegen», sagt Christian Zenger.
Schweizer Alpenclub lehnt Skitouren auf Pisten nicht ab
Für den grössten Bergsportverein der Schweiz ist Skitourengehen auf der Piste kein rotes Tuch. Es brauche aber klare Regeln. Diese hat der Alpenclub auf einem Merkblatt zusammengetragen, das er zusammen mit Seilbahnen Schweiz und der Beratungsstelle für Unfallverhütung BFU ausgearbeitet hat.
Das muss man beim Skitouren auf der Piste beachten
Neben den Zusammenstössen mit Skifahrenden weist auch der SAC vor allem auf die Gefahr ausserhalb der Betriebszeiten hin.
Neben Windenseilen von Pisten spricht das Merkblatt auch die gezielte Sprengung von Lawinenhängen an und schreibt: «Ausserhalb der Bahnbetriebszeiten herrscht auf Pisten Lebensgefahr!»
Separate Aufstiegsrouten als Lösung
Und trotzdem gibt es kein generelles Verbot des Skitourengehens im Skigebiet. Die Skitourengänger stiegen auf eigenes Risiko auf und unterstünden den FIS-Regeln, schreibt Seilbahnen Schweiz auf Anfrage.
Wie auf der Elsigen-Metsch installierten auch andere Skigebiete spezielle Aufstiegsrouten für Skitourenfahrer und Splitboarderinnen: «Die Bergbahnen haben erkannt, dass Pistenskitouren auch eine Chance sind und haben Skitourenrouten als Trainingsmöglichkeiten erstellt», sagt Berno Stoffel, Direktor von Seilbahnen Schweiz.
Ein Tourenverbot im übrigen Gebiet, wie auf der Elsigen-Metsch, sei ihm nicht bekannt. Ein harmonisches Miteinander sei auf jeden Fall möglich, wenn gegenseitiges Verständnis und Respekt herrschten, so Stoffel.
Die Leute haben keinen Respekt vor einem Hinweisschild.
Auf der Elsigen-Metsch lasse der Respekt aber zum Teil zu wünschen übrig, so Christian Zenger. «Man kann schreiben, was man will, gewisse Leute haben keinen Respekt vor einem Hinweisschild», sagt er.
Dies gelte indes nicht nur für Skitourengänger, sondern auch für reguläre Skifahrerinnen. Allerdings sei zu erwähnen, dass sich die meisten Skifahrerinnen und Snowboarder an die Regeln hielten.