Der Glarner Ständerat Thomas Hefti ist neuer Ständeratspräsident. Er wurde heute mit 44 von 45 gültigen Stimmen in dieses Amt gewählt. Für ein Jahr leitet er die Sitzungen der kleinen Kammer des Parlaments und repräsentiert sie nach aussen.
Genau dieser Punkt – das Präsentieren, die grosse Bühne – scheint so gar nicht seinem Naturell zu entsprechen. Annäherung an einen Politiker, den man ausserhalb des Bundeshauses kaum, drinnen aber umso besser kennt.
Bei den Ratskollegen geschätzt
Ein Ratskollege von Thomas Hefti sagt: «Er hat ein starkes Traditionsbewusstsein, ist aber immer offen auch für neue Ideen.» Ein anderer glaubt, seine grosse Akzeptanz habe viel mit seiner Intelligenz und Kompetenz zu tun, aber auch mit seiner ruhigen Art. «Er ist keiner der lauten Töne.»
Und ein Dritter stellt fest: «Es ist aus meiner Erfahrung unmöglich, mit Thomas Hefti zu streiten – er ist einer, der die sachliche Auseinandersetzung sucht.» Zudem könne er sehr gut mit Menschen sprechen, nehme die Leute ernst, unabhängig von deren politischer Herkunft.
Ein Freund gepflegter Debatten
Die Beschreibungen von seinen Kollegen freuen Hefti, denn das entspreche dem, was er gerne sein möchte: «Ich mag die Diskussion, das Feilschen um Lösungen. Aber der grosse Rummel, der Auftritt auf der Strasse, ist weniger meine Sache und entspricht weniger meinem Naturell.»
Der Auftritt auf der Strasse ist weniger meine Sache und entspricht weniger meinem Naturell.»
Daher tritt Thomas Hefti auch kaum je öffentlich auf. Nur selten geht er an Podiumsdiskussionen. Eine Homestory gab es über ihn keine. Seinen grossen Auftritt hat Hefti in den Kommissionen. Aktuell nimmt er in vier Kommissionen und zwei Delegationen Einsitz.
Ein Mann mit Rückgrat
Gemäss dem Präsidenten der Staatspolitischen Kommission, Andrea Caroni, entgeht Hefti nichts bei einer Vorlage: «Wenn alle schon bereit sind, sie durchzuwinken, stellt er noch kritische Fragen. Und er ist dann auch bereit, alleine oder nur zu zweit eine Meinung in den Rat zu tragen, obschon er weiss, dass er vielleicht keine Mehrheit hat. Auch dieses Rückgrat hat er.»
Seine Erfolge bemessen sich denn auch nicht an der Anzahl eingereichter Vorstösse oder Erwähnungen in den Medien. Sein politischer Erfolg sieht anders aus: «Vorlagen, die wir im Rat behandeln, mitzuprägen, aber auch mit anderen gemeinsam auf die Idee gekommen zu sein, ein bestimmtes Thema anzupacken, ist Erfolg. Manchmal ein kleiner, manchmal aber auch ein grosser.»
Keine halben Sachen
Im Sommer hat Thomas Hefti sein Mandat im Glarner Kantonsparlament aufgegeben. Als Verwaltungsrat trat er bei einigen Energie-Unternehmen kürzer. Wenn er etwas mache, dann ganz – denn das Ständeratspräsidium brauche Zeit. In den Kommissionen darf Thomas Hefti auch im Präsidialjahr wirken. Im Rat aber muss er leiten, darf nicht abstimmen ausser beim Stichentscheid.
Mir ist wichtig, dass eine gute Debattier-Kultur herrscht – dazu gehört, dass man auch zuhört.
«Der Ständerat – Chambre de Reflexion» – das will Hefti in seinem Präsidialjahr besonders betonen: «Mir ist wichtig, dass eine gute Debattier-Kultur herrscht – dazu gehört, dass man auch zuhört. Dass man, so viel es geht, im Saal ist, dass man mitwirkt und durchaus harte Diskussionen führt und erträgt, sich aber trotzdem persönlich schätzt.»
Diese Kultur wolle er als Präsident im Ständerat pflegen. Auf den repräsentativen Teil der Aufgabe freue er sich auch und er hoffe, den Kanton Glarus bekannter zu machen. Und wenn Thomas Hefti wünschen dürfte, würde er gerne einen Staatsbesuch miterleben. Die Pandemie hat solche Besuche in den beiden letzten Jahren verhindert.