Zuckersüss sieht das weisse Hundebaby Muffin aus. Geschätzte acht oder neun Wochen alt ist der kleine Golden Retriever, Patient in der universitären Tierklinik Vetsuisse in Bern.
David Spreng leitet die Abteilung für klinische Veterinärmedizin und erzählt von Muffins Schicksal: «Er wurde schon nach sechs Wochen aus einer sogenannten Zucht aus dem Ausland in der Schweiz importiert – mit einem Impfbüchlein, das Impfungen aufführte, die kaum denkbar sind», schildert Spreng.
Die Folge: Muffin wies «alle Anzeichen einer sogenannten Parvovirose auf. Das sind Erkrankungen, bei denen die Tiere massiv erbrechen und Durchfall haben», erklärt Spreng.
Fragwürdiger Boom im Web
Die Erkrankung kann durch die richtige Impfung in der Schweiz eigentlich verhindert werden. Wie viele Hunde aus fragwürdigen Zuchten in die Schweiz eingeführt werden, kann der Bund nicht genau beziffern. Im Schnitt werden über 400 Hunde pro Woche über die Grenze gebracht.
Dazu komme die Dunkelziffer der illegalen Importe, sagt Kaspar Jörger, Leiter der Abteilung Tierschutz beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen: «Wir haben Hinweise darauf, dass das Problem mit dem Hundehandel in den letzten Jahren grösser geworden ist – vor allem wegen der Möglichkeit, diese Tiere im Internet anzubieten.»
Strikte Erfassungskriterien
Deshalb hat eine Arbeitsgruppe Lösungen erarbeitet, zum Beispiel die neue Informationsbroschüre. Sie gibt Tipps für den richtigen Hundekauf: Der Züchter muss das genaue Geburtsdatum des Welpen angeben. Die Welpen müssen immer mit der Mutter zusammensein. Und: Der Welpe muss einen Chip implantiert haben, auf dem zum Beispiel der Geburtsort erfasst ist.
Nur so könnten die potenziellen Käufer dem illegalen Handel den Riegel schieben, sagt Helen Sandmeier, Medienverantwortliche beim Schweizer Tierschutz, der in der Arbeitsgruppe mitmachte: «Solange die Leute auf diese Inserate antworten und die Hunde sozusagen bestellen, solange wird das Angebot da sein. Es ist ein Riesengeschäft, in dem viel Geld gemacht wird.»
Der Gesetzgeber soll einschreiten
Die Arbeitsgruppe schlägt aber auch gesetzliche Anpassungen vor: So sollen illegale Händler mit höheren Bussen bestraft werden. Heute seien die Bussen so tief, dass die Händler sie einfach in den Kaufpreis einrechneten. Deshalb möchte die Arbeitsgruppe, dass den illegalen Hundehändlern auch der Gewinn abgenommen wird.
Doch bis solche Massnahmen beschlossen sind, dauert es. Deshalb zählen Bund und Tierschutz auf die Unterstützung der Bevölkerung. Wer bei einem zweifelhaften Züchter kauft, spare zwar viel beim Kaufpreis, müsse unter Umständen aber hohe Tierarztrechnungen begleichen. Wie bei Golden-Retriever-Welpe Muffin.