Vom einen auf den anderen Moment war die Welt nicht mehr die gleiche wie zuvor. Die Coronapandemie hat alles auf den Kopf gestellt, bisheriges Wissen infrage gestellt, neues Wissen wurde in Rekordtempo generiert. Nicht nur die Wissenschaft war gefordert, auch die Normalbevölkerung. Jede und jeder musste sich mit Virenübertragung, Schutzmasken und weiteren Hygieneregeln beschäftigen. In diesen zwei Jahren hat sich viel Wissen angehäuft. Doch Mitte Februar 2022 hob der Bundesrat die meisten Massnahmen gegen die Coronapandemie auf. Die Schweizer Bevölkerung konnte aufatmen – und die Schutzmasken weglegen. Fast alles ist wieder wie vor der Pandemie.
Gegen das Vergessen
Die schnelle Rückkehr zur «Normalität» gibt der Walliser Ärztegesellschaft zu denken. Deshalb lanciert sie zusammen mit weiteren Organisationen aus der Gesundheitsbranche eine Kampagne. Sie plädieren für «Data Literacy», das heisst, die neu gewonnenen Daten nun auch Post-Corona anzuwenden.
«In den vergangenen zwei Jahren gab es kaum Grippefälle», heisst es in einer Mitteilung. Es gab im Winter 2020/21 keinen einzigen schweren Fall des respiratorischen Synzytial-Virus (RS-Virus), normalerweise werden pro Winter einige Kinder deswegen in das Spital eingeliefert. Unter anderem wegen der Maskenpflicht seien die Fälle zurückgegangen. «Wir könnten somit, mit einfachen Anpassungen unseres Verhaltens, nachhaltig vermeidbare Erkrankungen beeinflussen.» Kurz gesagt: Würde man auch nach der Pandemie ab und zu zum Beispiel Maske tragen, könnten auch andere Krankheiten als Corona vermieden werden.
«Wir müssen zwar wegkommen von einer dauerhaften Maskenpflicht für alle», sagt Monique Lehki Hagen. Sie ist Hausärztin und Präsidentin der Walliser Ärztegesellschaft. «Aber die Maske kann – richtig eingesetzt – sehr wirksam sein». Es gehe darum, die Arzt-Praxen, Altersheime und Spitäler zu schützen.
Wir dürfen nicht mehr in eine Situation geraten, wie wir sie in den letzten zwei Jahren hatten.
Besonders auch Risikopatientinnen und Risikopatienten könnten mit einfachen Regeln vor Viren abgeschirmt werden. Es gehe dabei nicht nur um gesundheitliche Aspekte, sondern letzten Endes auch darum, Kosten zu sparen.
Auch Abstand halten oder Social Distancing seien Massnahmen, die Ansteckungen wirksam verhinderten. Viel Aufwand brauche es nicht. Aber, so das Plädoyer aus dem Wallis, man solle die Lehren aus der Pandemie auch weiter im Alltag beachten.