Das Wichtigste in Kürze
- Der Bund stoppt aus Spargründen zwei Projekte, welche die Wetterforschung betreffen.
- Das Ziel wären genauere Wetterwarnungen gewesen.
- Klimaforscher Reto Knutti von der ETH Zürich kritisiert den Entscheid.
Genauer abschätzen zu können, wann und wo ein Unwetter droht und noch mehr Daten in die Prognosen einfliessen zu lassen, das war der Plan. So hätten Bevölkerung und Behörden genauer und früher gewarnt werden können. Ab nächstem Jahr hätten bei Meteo Schweiz und anderen Bundestellen rund zehn neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Arbeit aufnehmen sollen. Doch daraus wird nichts.
Neuneinhalb Stellen eingespart
Denn Ende Juni stoppte der Bundesrat das Projekt. Im Rahmen der jährlichen Gesamtschau über alle neuen Stellen beim Bund strich er die geplanten neuneinhalb Vollzeitstellen wieder. Fürs nächste Jahr und für die kommenden vier Jahre sind sie eingespart. Aus den besseren Wetterwarnungen wird deshalb nichts.
Rebekka Reichlin vom federführenden Bundesamt für Umwelt Bafu bestätigt Recherchen von Radio SRF. «Diese punktgenauen Wetterwarnungen würden zusätzliche wertvolle Informationen liefern. Sie können nun nicht entwickelt werden», sagt sie.
Im April wurden Dürreprognosen gestrichen
Bislang unbemerkt von der Öffentlichkeit hatte der Bundesrat im April bereits ein erstes Vorhaben gestrichen. Geplant waren neue Prognosen für Trockenheits- und Dürreperioden. Überall in der Schweiz hätten Messstationen die Feuchte der Böden bestimmen sollen. Mit diesen Daten hätten Dürreperioden wie diesen Sommer mehrere Wochen im Voraus prognostiziert werden können. Das sei aufwendig und kompliziert, sagt Bafu-Sprecherin Reichlin.
Der Bundesrat habe das Projekt für unbestimmte Zeit verschoben. «Der eine Grund ist die Komplexität solcher Warnungen, und der andere ist eine Priorisierung der Ressourcen.» Die entsprechenden Instrumente gebe es noch nicht, das Bafu hätte sie entwickeln müssen. «Und das ist zurzeit nicht möglich», sagt Reichlin.
Kritik von der ETH
Der Bundesrat hat im April das Geld für die Entwicklung von Dürreprognosen und Ende Juni die Verbesserung der Unwetterprognosen gestrichen. Reto Knutti, Professor für Klimaphysik an der ETH Zürich, kritisiert diese Entscheide. Es werde in Zukunft mehr trockene Sommer – wie dieses Jahr–, aber auch mehr Stark-Niederschläge mit Erdrutschen geben.
«Der Ausbau dieser Warnsysteme ist vergleichsweise günstig, und der Nutzen ist hoch. In diesem Sinn ist es ein sehr problematisches Signal, das hier gesetzt wird», so Knutti.
Denn bei den Dürre-Prognosen gebe es grossen Handlungsbedarf, sagt Klimaforscher Knutti. Und bessere Warnungen vor Extremregen etwa könnten viel bewirken.
«Die Schäden, die man verhindert, sind oft in der Grössenordnung von 10 Millionen Franken.» Darum wäre man gut beraten, vorzusorgen und nicht abzuwarten und die Schäden dann auf die Bevölkerung abzuwälzen, sagt Knutti.
Beim Bundesamt für Umwelt sagt Rebekka Reichlin, dass die Schweiz schon gute Unwetter-Warnsysteme habe. Es bleibe bei dem, was man habe, und man könne es nun nicht weiterentwickeln. Doch sie gibt zu: «Gerade die Erfahrungen dieses Sommers zeigen, dass es sinnvoll wäre, wenn wir einen Schritt weitergehen könnten.» Bis auf Weiteres aber sind die Arbeiten an neuen Prognosen und Warnungen gestoppt.