Die Kläranlage Wasserschloss am aargauischen Windisch hat kürzlich den «Best Architects Award» erhalten, einen der renommiertesten Architekturpreise im deutschsprachigen Raum. «Die Kläranlage bildet eine geometrische Lichtung mitten im Auenwald des Wasserschlosses», heisst in der Begründung der Jury. Eine prämierte Kläranlage also, kein reiner Zweckbau.
Das Abwasser von rund 50'000 Personen aus elf Gemeinden fliesst in die ARA Wasserschloss. Es wird dort in einem neuen Gebäude biologisch gereinigt, das mit dem Architekturpreis ausgezeichnet wurde.
Spuren des Waldes im Beton
Der Bau besitzt keine verkleideten Aussenwände. Im Beton der Wände sind die Abdrücke von Baumstämmen zu erkennen. Aus der Nähe betrachtet wirkt die Wand durch das Negativbild der Baumstämme, als sei sie aus Holz gebaut. Die Strukturen der Stämme sind detailliert sichtbar.
Für den Bau der ARA Wasserschloss sei Wald gerodet worden, und aus diesem «geopferten» Wald habe man etwas gemacht, erklärt Lukas Zumsteg vom Büro Liechti Graf Zumsteg Architekten: «Wir haben einen versteinerten Abguss des ehemaligen Waldes auf das Gebäude appliziert».
Auch im Innern der Anlage konnten die Architekten ihre Ideen umsetzen. Das einfallende Licht schimmert durch Folien am Glas bläulich, die Böden und Treppen sind blau gestrichen. Die Farbe stelle die Säuberung des Abwassers dar, so Lukas Zumsteg. Das gereinigte Wasser fliesst in die Aare.
Mehr Beachtung dank guter Architektur
Blaue Böden und versteinerte Baumstämme an den Wänden: Sind solche architektonischen Spielereien an einem Nutzbau nicht unnötig teuer? Nein, findet Felix Kreidler, der Geschäftsführer des Abwasserverbands Wasserschloss: «Der Aufwand ist in den Gesamtkosten vernachlässigbar». Die Anlage kostete 35 Millionen Franken. Im Vergleich mit einer glatten Betonwand betrage der Aufpreis etwa ein Prozent, meint Architekt Lukas Zumsteg.
Das Wasserschloss, in welchem die Kläranlage liegt, ist ein beliebtes Naherholungsgebiet – Aare, Reuss und Limmat fliessen hier zusammen. Das Gebäude finde dank der Architektur viel mehr Beachtung, sagt Geschäftsführer Kreidler. «Es gibt Leute, die fragen: Was genau steckt dahinter? Und wenn man ihnen die Kläranlage erklärt, dann sind sie auch erstaunt über die Technik, die darin steckt.»
Architekt Lukas Zumsteg plädiert deshalb dafür, dass man sich auch bei Bauten wie Kläranlagen etwas mehr Mühe gibt. Nicht nur die «schönen» Bauten würden unseren Lebensraum prägen, sondern auch die Infrastrukturbauten. «Man kann mit wenig Aufwand viel bessere Ergebnisse erzielen.»