Natur-Fotografien haben sehr viele Fans; spektakuläre Bilder von Tieren und Landschaften berühren Menschen emotional. Der wichtigste Wettbewerb in dieser Branche ist der «Wildlife Photographer of the Year», den das Londoner Natural History Museum jährlich ausrichtet.
Unter den 100 weltbesten der fast 39'000 eingereichten Fotos sind zwei von Schweizern, darunter das Bild einer Spinnen-Paarung im luzernischen Horw. Dieses wurde in der Kategorie «Verhalten von Wirbellosen» prämiert.
Aufgenommen hat diese Szene zweier Speispinnen Roman Willi. Einen solchen Moment festzuhalten, sei ein seltenes Highlight, erklärt der Luzerner. Er sei fast zwei Jahre lang an unzähligen Wochenenden an jenem Ort gewesen, bis er die Spinnen «in perfekter Position» erwischt habe – als erste Spinnen-Kopulation überhaupt, die er habe beobachten können, wie er im Gespräch mit SRF News sagt.
Naturfotografie ist extrem zeitintensiv
Spezialisiert hat sich Roman Willi auf Makro-Fotografie: grosse Nahaufnahmen, insbesondere von wirbellosen Tieren wie eben Spinnen. Diese Achtbeiner würden zu Unrecht von vielen Menschen gehasst, seien aber faszinierende Tiere, die er mit seinen Bildern den Leuten näherbringen wolle.
Das prämierte Bild der kleinen, versteckt lebenden Speispinnen, entstand als «Focus-Stack» aus drei Einzelbildern, die er digital zusammenfügte, um möglichst viele Details zu zeigen.
Hier habe ich schon Glück gehabt, dass ich die Spinnen so vorgefunden habe.
Vom Traumjob Naturfotograf leben kann der 29-jährige Roman Willi jedoch nicht – das schaffe in der Schweiz kaum jemand. Als Autodidakt arbeite er seit fünf Jahren hart daran und investiere enorm viel Zeit dafür, Vollprofi zu werden, sei aber noch nicht so weit. So reist Willi demnächst im Auftrag einer Umweltorganisation nach Costa Rica, um Geld zu verdienen.
Fluch und Segen von Social Media
Ein weiterer Stolperstein: Unter den Fans toller Naturbilder gibt es auch Unredliche. Auch Roman Willi sind schon Bilder online gestohlen worden. Einmal habe jemand auf Instagram seine Fotos dreist kopiert, selber gepostet und als eigene ausgegeben.
Man dürfe einfach nicht seine Arbeit in voller Auflösung ungeschützt ins Netz stellen; er sichere seine etwa auf Instagram auch mit Wasserzeichen. Social Media seien gleichzeitig aber auch Kanäle, über welche reguläre Anfragen hereinkämen und er seine Bilder verkaufen könne.
Wie die Fotografie den Tieren helfen kann
Die Auszeichnung des Spinnen-Fotos im Londoner Wettbewerb hat für Roman Willi sehr grosse Bedeutung: «Das Bild wird auf der ganzen Welt ausgestellt und von den Leuten gesehen.» Das sei nicht nur gut fürs Renommee, sondern helfe hoffentlich, die Menschen für die fragilen Tiere zu sensibilisieren.
Die im Wettbewerb «Wildlife Photographer of the Year» ausgezeichneten Fotos werden an verschiedenen Orten weltweit ausgestellt. In der Schweiz sind sie nur im Naturhistorischen Museum Basel zu sehen, das die Top 100 seit 2012 präsentiert.
Laut Museum sind jedes Jahr ein bis zwei Schweizer unter den Ausgezeichneten. Neben Roman Willis Spinnen ist das zweite Schweizer Foto in diesem Jahr vom Nachwuchsfotografen Levi Fitze: Dessen Strandläufer im Sandsturm vor Helgoland sind ebenfalls ausgestellt.