In der Schweiz soll es im ersten Halbjahr 2021 eine Impfung gegen das Coronavirus geben – während im Nachbarland Deutschland bereits unter Hochdruck die ersten Impfzentren eingerichtet werden: Ab dem 15. Dezember will Gesundheitsminister Jens Spahn mit den ersten Impfungen beginnen.
Einfach nach Konstanz fahren und sich impfen lassen wird für die Schweizer Bevölkerung aber nicht möglich sein – für eine Impfung braucht man vorerst einen Wohnsitz in Deutschland.
«Sollte es vom Bund nicht anders vorgesehen werden, ist für die Verimpfung in Baden-Württemberg der Wohnort ausschlaggebend», sagt Claudia Krüger, Sprecherin des Sozialministeriums im angrenzenden Bundesland Baden-Württemberg gegenüber SRF News. Schweizerinnen und Schweizer, die in Baden-Württemberg in systemrelevanten Berufen oder in Krankenhäusern und Pflegeheimen tätig sind, sollen sich dort jedoch impfen lassen können.
Ob mittelfristig auch Menschen aus dem benachbarten Ausland in Baden-Württemberg geimpft werden können, lasse sich aktuell nicht sagen, so Krüger. Die Priorisierung der Menschen, die zuerst geimpft werden, werde in Deutschland auf Grundlage einer Empfehlung der Impfkommission und des Ethikrates festgelegt.
Freigabe in der Schweiz dauert länger
Auch im Nachbarland Österreich wird es schneller gehen als in der Schweiz: Kanzler Kurz rechnet mit einer Zulassung bis Weihnachten, ab Januar soll flächendeckend geimpft werden. Zum möglichen Impftourismus im angrenzenden Bundesland Vorarlberg betont ein Sprecher auf Anfrage von SRF: Erst wolle man die Risikogruppen und das Gesundheitspersonal impfen. Wie es weitergehe, könne man aktuell nicht sagen.
Und in der Schweiz? «Wir machen so schnell wie möglich, wahrscheinlich wird es aber erst im Verlauf des ersten Halbjahrs 2021 eine Impfung geben», sagte Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle im Bundesamt für Gesundheit (BAG). Dass sie Schweiz anderen Ländern hinterherhinke, wies Masserey am Freitag vor den Medien zurück. Deutschland und andere Länder hätten halt schon kommuniziert, dass man bald impfe, die Schweiz nicht. Ob denn in jenen Ländern wirklich schon ab Dezember geimpft werde, werde man sehen, so Masserey. «Niemand hat die Phase-3-Studien gesehen. Kein Mensch kann sagen sehen, ab wann geimpft werden kann.»
Die Freigabe durch die Arzneimittelbehörde erfolgt in der Europäischen Union deutlich schneller. Die Schweiz kennt keine Notfall-Zulassungen, wie sie die USA oder die EU haben, arbeitet aber auch schneller als sonst: Die Heilmittelkontrollstelle Swissmedic prüft in rollenden Verfahren, also laufend, bevor alle Daten im Haus sind und während die Hersteller weiter forschen.
Impfung soll gratis sein
Die Impfung soll laut Berset für die Bevölkerung gratis sein. Es seien weder Selbstbehalt noch Franchise zu berappen. An den Kosten beteiligten sich der Bund, die Krankenkassen und die Kantone.
Die Schweiz hat mehrere Millionen Dosen von drei verschiedenen Covid-19-Impfstoffen reserviert, sie werden derzeit von Swissmedic geprüft. Die drei Impfstoff-Hersteller Biontech/Pfizer, Astrazeneca und Moderna haben in den letzten Wochen positive Befunde aus der Testphase gemeldet. Sie alle bestätigten eine Wirksamkeit von mindestens 90 Prozent.