Bernmobil bricht mit einer Tradition: Trams aus früheren Generationen fuhren nach ihrer Ausmusterung in Osteuropa weiter. Etwa in der rumänischen Stadt Iași.
In der Metropole nahe der Grenze zu Moldau kurvte das militärgrüne «5i-Tram» mit dem altehrwürdigen Anhängerzug jahrelang durch die Strassen, inklusive der alten Werbeschriftzüge aus der Bundesstadt.
Nun mustert Bernmobil in den nächsten Monaten die 12 «Vevey»-Tram aus. Für die rund 33-jährigen Fahrzeuge gibt es keinen zweiten Frühling in Europa in Osteuropa. «Wir haben bislang keinen Abnehmer gefunden. Sie landen wohl auf dem Schrottplatz», sagt Bernmobil-Sprecher Rolf Meyer zu SRF.
Auch für die neun «blauen Bähnli» der RBS zeichnet sich «keine Lösung» ab für eine Zweitverwertung, wie der ÖV-Betrieb auf Anfrage erklärt. Diese verkehren derzeit auf der Linie Bern-Worb und werden 2024 ausgemustert.
Zürich schickt Trams in die Ukraine
Anders sieht es in Zürich aus. Dort schickten die Zürcher Verkehrsbetriebe VBZ Mitte März die ersten von 35 ausgedienten «Tram 2000» in die westukrainische Stadt Winniza, mit der die VBZ eine lange Partnerschaft pflegen.
Das Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) unterstützt das Projekt finanziell. Nach Winniza wurden zwischen 2007 und 2009 bereits über 100 Zürcher Trams der letzten Generation – jene vom Typ «Karpfen» und «Mirage» – geliefert.
Auch Baselland Transport schickt 50 ausgediente Trams in den Osten. Wie das Seco auf Anfrage mitteilt, schenken die BLT den Verkehrsbetrieben von Belgrad die Fahrzeuge. Das Seco steuert Geld für den Transport bei.
Die Verkehrsbetriebe Basel (BVB) schickten bereits 113 Düwag-Trams nach Belgrad. Zuletzt gingen «Guggummere»- Tramzüge in die bulgarische Hauptstadt Sofia, wo sie die alternde Flotte der lokalen Verkehrsbetriebe modernisierten.
Warum aber findet Bernmobil keine Abnehmer?
Einerseits sei die Elektronik dieser Fahrzeuge deutlich komplexer als die der früheren, mechanischen Tram-Generationen. Deshalb sei es immer schwieriger, Ersatzteile für die Ende der 1980er-Jahre ausgelieferten Fahrzeuge zu finden. «Mechaniker können Ersatzteile nicht mehr selbst nachbauen», so Meyer.
Zudem setzen osteuropäische Städte vermehrt auf neue Strassenbahnen, statt auf alte Fahrzeuge aus Westeuropa. So haben die Verkehrsbetriebe von Iași jüngst Strassenbahnen bei polnischen und türkischen Herstellern bestellt, die günstiger sind als jene für den westeuropäischen Markt.
Zudem haben die ÖV-Betriebe angekündigt, alte Tram von Bernmobil «auszuflotten» – insbesondere wegen Ersatzteilmangels.
Horror-Crash von ausgemustertem Bernmobil-Tram
Die Fahrzeuge von Bernmobil erlebten in Osteuropa auch schwierige Momente. 2011 verursachte ein von Bernmobil ausgemustertes Tram vom Typ Be 8/8 in Iași einen schweren Unfall. Das Fahrzeug krachte ungebremst in eine stehende Kolonne. Eine Person starb bei dem Unglück, sechs Leute wurden verletzt.
Darauf schickte Bern Techniker nach Rumänien, um die Unglücksursache zu finden. Es stellte sich heraus, dass nicht das Bremssystem, sondern menschliches Versagen zum Unfall führte.
Die 12 Vevey-Tram und die neun blauen Bähnli ersetzt Bernmobil übrigens mit 27 «Tramlink»-Strassenbahnen von Stadler Rail. Sie sollen 30 Jahre auf dem Berner Schienennetz verkehren.