Das Weltwirtschaftsforum in Davos zieht die Wichtigsten und Mächtigsten der Welt an. In der zweiten Reihe stehen Assistenten, Sicherheitskräfte oder Organisationsmitarbeitende. Noch eine Reihe weiter hinten sind jene, die das WEF durch ihren Einsatz überhaupt ermöglichen. SRF hat drei Protagonisten begleitet, die sonst nicht im Rampenlicht stehen.
Der Zugbegleiter
Bei der Abfahrt in Landquart sorgt ein Flügelzug für Konfusionen. Vorne einsteigen? Hinten einsteigen? «Die meisten Leute haben Stöpsel in den Ohren und hören nicht, was am Bahnhof ausgerufen wird», sagt RhB-Zugchef Georg Casanova. Bei Flügelzügen fahren die vorderen Wagen ein anderes Ziel an als die hinteren. Wer nach Davos will, muss also in den richtigen Zugteil einsteigen.
Unter die vielen Business-Passagiere im Zug nach Davos mischen sich vereinzelt Wintersportler. Gesprächig seien die WEF-Gäste nicht. Aber freundlich: «Eigentlich lasse ich sie in Ruhe. Es gibt aber welche, die Freude an einem Gespräch haben, zum Beispiel wenn ich die Strecke erkläre. Sie kommen aus dem Staunen nicht heraus», sagt Casanova.
Mit dem RhB-Zugchef nach Davos
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Bild 1 von 4. Georg Casanova arbeitet schon lange als Zugbegleiter bei der Rhätischen Bahn. Das WEF ist auch für ihn eine spezielle Zeit. Bildquelle: SRF/Valentina De Vos.
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Bild 2 von 4. Viele internationale Gäste steigen in die RhB-Züge ein. Gesprochen wird vornehmlich Englisch oder auch Französisch, sagt Zugbegleiter Casanova. Bildquelle: SRF/Valentina De Vos.
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Bild 3 von 4. Alle im Zug drin? Dann kann die Fahrt losgehen von Schiers Richtung Davos. Aber aufgepasst: Ein Teil des Zugs fährt nach Scuol. WEF-Gäste müssen also richtig einsteigen. Bildquelle: SRF/Valentina De Vos.
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Bild 4 von 4. Georg Casanova im RhB-Zug: Bei Fragen zum Ticketkauf hilft er gerne weiter – einwandfrei in Englisch. «Ticket verkaufen gehört dazu», sagt er. Bildquelle: SRF/Valentina De Vos.
Seit Jahrzehnten ist Georg Casanova Zugbegleiter. Fremdsprachenkenntnisse sind fast Pflicht während des WEFs. Für sein geliebtes Schneeglitzern in der Morgensonne haben aber die meisten Gäste nicht viel übrig: «Die meisten schauen in ihr Handy oder in den Laptop und haben keine Augen für unseren schönen Kanton.»
Der Shuttlebus-Fahrer
«Im Bus werden Visitenkarten ausgetauscht und man kommt miteinander ins Geschäft», sagt Shuttlebus-Fahrer Christian Caspar alias Hitsch. Mit einem geräumigen, modernen Bus fährt er eine vorgegebene Tour mit Halt an speziellen Haltestellen. Einsteigen dürfen nur WEF-Gäste.
Von ganz freundlich bis zu relativ arrogant – so erlebe ich die Gäste.
85 Shuttlebusse sind am WEF unterwegs, 120 Fahrerinnen und Fahrer sind im Einsatz. «Einmal standen wir zwei Stunden still», erzählt Christian Caspar. Es war wegen der Schneeräumung. Da seien Gäste auch ausgestiegen und zu Fuss weiter. Er erlebe die Gäste von ganz freundlich bis zu relativ arrogant.
Mit dem Shuttlebus im Kreis herum
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Bild 1 von 3. Christian Caspar alias Hitsch arbeitet sonst als Betriebselektriker. Am WEF verdient er 200 Franken pro Tag. Die Arbeitstage sind lang. Bildquelle: SRF/Valentina De Vos.
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Bild 2 von 3. Die Shuttlebusse sollen helfen, dass es am WEF weniger Stau durch Davos gibt. Noch steigen aus Sicht von Christian Caspar zu wenig Teilnehmer von der Privatlimousine auf den Shuttle um. Bildquelle: SRF/Valentina de Vos.
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Bild 3 von 3. Der Bus wird dem Fahrer zur Verfügung gestellt. Die Arbeit am WEF ist für den Einheimischen Christian Caspar eine willkommene Abwechslung zum normalen Berufsalltag. Bildquelle: SRF/Valentina de Vos.
Christian Caspar beobachtet, dass viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht für das Winterwetter ausgerüstet sind. Sie seien mit ihren Schuhen zum Teil froh, wenn er sie irgendwo herauslasse, wo es nicht allzu rutschig sei. Und wenn es ganz kalt ist, dann sei der Bus oft die letzte Rettung, erzählt Christian Caspar: «Die Leute sitzen dann einfach in den warmen Shuttlebus und fahren eine Stunde lang mit mir mit».
Der Kebabimbiss-Besitzer
Der Geschäftsmann Nihat Bartamay lebt seit 24 Jahren in Davos. Während des WEFs hat sein Geschäft, die Bar «Umut», Hochbetrieb. Rund 60 bis 70 Kilogramm Kebab verkauft er pro Tag.
Ein langer Tisch und einige Barhocker – Reservationen sind für grössere Gruppen Pflicht. «Wer die Kälte nicht scheut, kann auch draussen sitzen», sagt Nihat Bartamay.
Türkische Spezialitäten für Gäste aus aller Welt
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Bild 1 von 2. Die WEF Teilnehmerinnen und -Teilnehmer sind froh, wenn sie schnell etwas Warmes essen können. Für 14.50 Franken gibt es einen Döner Kebab. Zwei Franken teurer als sonst. Bildquelle: SRF/Valentina de Vos.
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Bild 2 von 2. Nihat Bartamay ist der Chef der Bar «Umut» in Davos. «Umut» heisst auf Deutsch «Hoffnung». Bildquelle: SRF/Valentina de Vos.
Nihat Bartamay kommt aus der Osttürkei. Er freut sich, wenn türkische WEF-Teilnehmer bei ihm essen. Der ehemalige Ministerpräsident sei auch schon da gewesen. Dieses Jahr rechnet er allerdings nicht mit Gästen aus seiner Heimat. Eine Teilnahme des Finanzministers war angekündigt gewesen, der jetzige türkische Präsident hat ihn laut Medienberichten zurückgepfiffen. Weil WEF-Organisator Klaus Schwab den Angriff der Hamas auf Israel als Terroranschlag verurteilt habe. Bei Nihat Bartamay hält sich der Ärger über das damit entgangene Geschäft in Grenzen: «Jetzt bringen die Gäste aus Afrika und Asien den Umsatz.»