Mit dem Krieg gegen die Ukraine ist vielen die Abhängigkeit von russischem Gas erst richtig bewusst geworden. Auch in der Schweiz stammt knapp die Hälfte des Gases aus Russland. Ein grosser Teil davon wird fürs Heizen und die Warmwasseraufbereitung verbraucht.
Eine Alternative zu Gasheizungen sind Wärmepumpen. Sie gewinnen die Heizenergie aus der Umgebung, zum Beispiel aus dem Boden – wie bei der Erdsondenheizung – oder aus der Luft. Solche Luft-Wärmepumpen sind im Ankauf preiswerter und deshalb viel häufiger. Sie können im Keller oder vor dem Haus platziert werden.
Zu grosse Nachfrage
Der Absatz von Wärmepumpen ist in der Schweiz in den letzten Jahren stark gestiegen, letztes Jahr um 20 Prozent. Und seit dem Krieg in der Ukraine ist die Nachfrage regelrecht explodiert.
Doch die Branche kann die Nachfrage nicht befriedigen. Es fehlt an Nachschub von Bauteilen, insbesondere bei der Elektronik harzt es. Bei der Stiebel Eltron AG – einem Grossen der Branche – wartet man momentan für eine Wärmepumpe bis in den Spätsommer, bei gewissen Geräten sogar bis Frühling 2023.
«Momentan sind unsere Auftragsbücher sehr stark gefüllt», sagt Chris Knellwolf, Leiter Marketing & Vertrieb, Stiebel Eltron AG, Lupfig. «Die Nachfrage ist dermassen gross.»
Fehlende Fachkräfte und überforderte Behörden
Die Installateure kämpfen mit einer weiteren Herausforderung: dem Fachkräftemangel. Für Gian Deiss, Heizungsinstallateur in Marbach, Kanton St. Gallen, ein grosses Problem: «Auf dem freien Markt hat es eigentlich keine freien Leute. Wenn das so weitergeht, dann geht das irgendwann nicht mehr mit der Arbeitsbelastung.»
Neben der fehlenden Expertise bei der Installation stellen die Behörden eine weitere Schwierigkeit dar: Denn bevor eine Wärmepumpe eingebaut werden kann, muss diese von den zuständigen Behörden bewilligt werden. Aber auch diese sind oft überlastet.
Nachbarn leiden unter dem Lärm
Nicht zuletzt führt der Lärm, den Aussenanlagen verursachen, zu vielen Stetigkeiten und Einsprachen von Anwohnern. Von der Lautstärke des Lärms überrascht wurde beispielsweise die Familie Scheiber in Erstfeld. Sie leidet stark unter dem Lärm der Wärmepumpe der Nachbarn.
«Für uns ist es wirklich schlimm. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass einen das so quälen kann», sagt Bernhard Scheiber. Er schläft mittlerweile im Flur, um die Wärmepumpe weniger zu hören. Die Scheibers haben sich nun einen Anwalt genommen.
Das Bundesgericht urteilt: Bei Wärmepumpen gilt gemäss Lärmverordnung das Vorsorgeprinzip. Es reicht nicht, wenn die Grenzwerte eingehalten werden, sondern der Bauherr muss zusätzlich nachweisen, dass es nicht noch einen besseren Standort oder eine zusätzliche Massnahme gäbe, die zu noch weniger Lärm für die Nachbarn führt.
Politik will vorwärtsmachen
Wärmepumpen boomen – aber dem Ausbau im grossen Stil stehen noch mehrere Hindernisse im Weg.
Eine Allianz im Schweizer Parlament will nun den Lärmschutz lockern – und mit massiven Subventionen die Nachfrage nach Wärmepumpen noch stärker ankurbeln.