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Ausverkauf der Rebstöcke Weinberg für 1 Franken: Walliser wollen ihre Reben loswerden

Der Weinberg der Walliser Gemeinde Savièse setzt sich aus 9000 Parzellen zusammen, die 1855 Besitzern gehören. Viele von ihnen möchten ihre Reben loswerden. Doch kaum jemand will sie. Nicht mal geschenkt.

In den Reben von Savièse herrscht Tristesse. «Vor 35 Jahren habe ich 70 Franken für den Quadratmeter bezahlt. Jetzt werden hier Reben für einen symbolischen Franken angeboten», sagt Serge Nanchen. Er möchte seine tausend Quadratmeter verkaufen, doch bislang hat er keine Käufer gefunden.

Weinberg von Savièse
Legende: Der Weinberg von Savièse setzt sich aus 9000 Parzellen zusammen, die insgesamt 1855 Besitzern gehören. Viele von ihnen möchten ihre Reben loswerden. SRF

Dabei drängt die Zeit. Nanchen möchte sich die harte Arbeit im Weinberg nicht mehr antun. Auf der anderen Seite will er seine Parzelle auch nicht verganden lassen, so wie das mittlerweile einige Hobby-Winzer tun. «Das ist schade für das Landschaftsbild von Savièse», bedauert Nanchen.

Doch der Trend geht weg vom Weinberg. Die Grossväter haben noch von den Reben gelebt. Die Väter haben sie im Nebenerwerb gehalten. Und die aktuelle Generation: die hört auf, den Berg selbst zu bewirtschaften. Zu gross ist der Aufwand, zu klein der Ertrag. Das gilt besonders für kleine Parzellen. Jene in Savièse umfassen im Schnitt gerade mal knapp 300 Quadratmeter.

Online-Börse soll Weinberge retten

Während grosse, maschinell zugängliche Parzellen Abnehmer finden, sind es die kleinen, mitten im steilen Hang gelegenen Stücke, die auf dem Resteteller verbleiben. Deshalb will die Gemeinde Savièse ihren Weinberg neu anrichten, sprich durch Zusammenlegung grössere Parzellen schaffen.

«Das Ziel wären mindestens 3000 Quadratmeter pro Einheit», sagt Gemeindepräsident Sylvain Dumoulin. Grundvoraussetzung ist freilich, dass die Rebbesitzer mitmachen. Bislang sei das Echo aber mehrheitlich positiv, so der Gemeindepräsident.

Sylvain Dumoulin
Legende: Gemeindepräsident Sylvain Dumoulin will die Weinberge beleben. SRF

Nun will die Gemeinde eine Art Online-Börse aufschalten. Dort werden sämtliche zum Verkauf stehenden Parzellen aufgelistet. Potenzielle Käufer erhalten einen Überblick, und damit die Möglichkeit, grössere Stücke zu erwerben.

Da aber jeder Verkauf mit Kosten verbunden ist, übernimmt die Gemeinde Savièse pauschal zweihundert Franken pro Transaktion an den Notariatskosten, der Kanton Wallis übernimmt während dem ersten Jahr die Grundbuchkosten. So sollen Anreize geschaffen werden. Für den Kanton ist Savièse ein Pilotprojekt, das auch in anderen Weingebieten Anwendung finden könnte.

Nach Abschluss der Sanierung sollen Reben wieder bis zu zwanzig Franken pro Quadratmeter Wert sein. Der ganze Transformationsprozess wird indes sieben bis acht Jahre dauern.

Behörden greifen Weinbauern unter die Arme

Staatsrat Christophe Darbellay sagt dazu: «Dieses Problem der extremen Parzellierung kennen wir praktisch im ganzen Kanton. Die Walliser Weinberge bestehen aus insgesamt 75'000 Parzellen. Die lassen sich nicht sehr rationell bewirtschaften. Da braucht es jetzt einen Effort.»

Weinberg
Legende: Ein Weinbauer sucht vergebens einen Abnehmer für die Reben. SRF

Der Walliser Weinberg wandelt sich. Alles wird professioneller. Wenn aber immer mehr Hobby-Winzer aufhören, geht auch ein Stück Walliser Weinkultur verloren. In diesem speziellen Fall ist weniger aber mehr.  

Schweiz aktuell, 19.04.2022, 19:00 Uhr

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